Montag, 12. April 2021

Reizdarmsyndrom: Überempfindlich auf Nahrungsmittel


Bakterielle Infektionen im Darm scheinen Veränderungen in der lokalen Funktion des Immunsystems hervorzurufen und dies verursacht die Reizdarmbeschwerden im Bauch.

 

Das Reizdarmsyndrom ist eine chronische Verdauungsstörung, die durch Schmerzen in Kombination mit Durchfall oder Verstopfung gekennzeichnet ist. Beschwerden, die einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben, sowohl körperlich als auch psychisch.

Eine belgische Forschergruppe identifizierte nun biologische Prozesse, die hinter den Darmbeschwerden stecken. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht und bieten vielleicht Anhaltspunkte für eine Behandlung.

Bakterielle Infektion im Darm

Die Wissenschaftler zeigten, dass eine bakterielle Darminfektion große Veränderungen in der lokalen Reaktion des Abwehrsystems verursacht. Dadurch stuft das Abwehrsystem plötzlich bestimmte Nahrung als schädlich ein. Normalerweise reagiert unser Immunsystem nicht auf das, was wir essen, aber bei Reizdarm-Patienten treten bestimmte Immunzellen, sogenannte Mastzellen, trotzdem in Aktion und produzieren eine Substanz namens Histamin, die Schmerzen und Unwohlsein verursacht. Das erklärt, warum Forscher zuvor festgestellt haben, dass Antihistaminika Linderung bieten. Solche Antihistaminika werden auch bei anderen Allergien wie Heuschnupfen eingesetzt.

Viele Patienten berichteten, dass ihre Beschwerden nach einer Magen-Darm-Infektion begannen. Die Forscher gingen daher von der Hypothese aus, dass eine Infektion das Immunsystem empfindlich gegenüber Nahrungsmitteln machen könnte. Das war tatsächlich so. Die Wissenschaftler untersuchten, wie der Darm von Reizdarm-Patienten reagierte. Sie entdeckten eine lokale Immunantwort in der Darmwand, wenn diese mit Substanzen in der Nahrung (sogenannten Antigenen), wie Gluten, Soja und Kuhmilch, in Berührung kam.

Hemmung von Histamin

In einer früheren Studie fanden belgische Forscher heraus, dass Reizdarm-Patienten von einer Histamin-Hemmung profitieren können.

Bakterielle Darminfektionen scheinen die lokale Funktion des Immunsystems zu verändern. Dies führt dazu, dass das Immunsystem Nahrungsmittel, die zum Zeitpunkt der Infektion im Darm vorhanden sind, als schädlich ansieht und die Mastzellen veranlasst, Histamin zu produzieren. Das verursacht die typischen Reizdarm-Beschwerden im Bauch. Und das, so die Forscher, erklärt auch, warum Menschen mit Reizdarmsyndrom die Einnahme von Antihistaminika hilft (4, 5, 6, 7, 8).

Entscheidend ist, dass der Mechanismus, der zur Aktivierung der Mastzellen führt, nun bekannt ist. Das führt zu neuen Therapien. Mastzellen setzen viele weitere Stoffe als nur Histamin frei. Wenn man die Aktivierung dieser Zellen blockieren kann, wird dies eine effektivere Behandlung ermöglichen.


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