Coronainfektionen gehen oft mit dem Verlust von Geruch und Geschmack einher. Aber auch das Gehör kann betroffen sein. Amerikanischen Forschungen zufolge kann das Coronavirus das Ohr infizieren und Schwerhörigkeit, Tinnitus und Schwindel verursachen.
Die Forscher zeigen in ihren Untersuchungen, dass das Coronavirus Zellen des Innenohrs, einschließlich der Haarzellen in der Hörschnecke infizieren kann. Diese Haarzellen sind sowohl für ein gutes Gehör als auch für das Gleichgewicht wichtig. Obwohl nicht bekannt ist, wie viele Patienten, die an Covid-19 erkrankten, Probleme mit ihrem Gehör und ihrem Gleichgewicht entwickelten, halten die Forscher es für wichtig, auf solche Probleme zu achten.
Modelle zur Vorhersage von Ohrinfektionen
Schon vor der Coronapandemie, hatten die Forscher ein Projekt gestartet, um Zellularmodelle zu entwickeln, um Ohrinfektionen untersuchen zu können. Viren wie das Zytomegalievirus (Herpesvirus), das Mumps-Virus und auch Hepatitisviren können Taubheit verursachen. Wie die Viren das machen, war bis jetzt unklar. Anfang 2020 als SARS-CoV-2 auf der Bildfläche erschien, sahen die Forscher Patienten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden und Beschwerden wie Schwerhörigkeit, Tinnitus und Schwindel beschrieben. Zunächst war jedoch unklar, ob die Symptome mit dem Coronavirus zusammenhingen, denn Schwerhörigkeit und Tinnitus treten allgemein häufig auf.
Für die Studie verwendeten die Forscher ein sogenanntes Zellularmodell des menschlichen Innenohres aus Hautzellen, das sie zuvor entwickelt hatten, sowie Gewebe aus dem Innenohr selbst. Mit dem Modell konnten sie Zellen so stimulieren, dass sie verschiedenen Zelltypen des Innenohres ähnelten: Haarzellen, Stützzellen, Nerven und Schwann-Zellen. Es gelang den Wissenschaftlern, die Zellen wachsen zu lassen.
Coronavirus kann das Ohr infizieren
Sowohl in menschlichem Ohrgewebe als auch in Stammzellen fanden die Forscher bestimmte Zelltypen (Haar- und Schwann-Zellen), die die Proteine aufwiesen, die das Coronavirus (SARS-CoV-2) benötigt, um in die Zellen einzudringen. Diese Zellen enthalten den sogenannten ACE2-Rezeptor, der sich auf der Zelloberfläche befindet, sowie zwei Arten von Enzymen. Diese helfen dem Virus, mit der „Wirtszelle“ zu verschmelzen. Die Forscher zeigten weiterhin, dass das Coronavirus das Ohr infizieren kann. Insbesondere die Haarzellen im Innenohr und, in geringerem Maße, die Schwann-Zellen. Sie stellten fest, dass andere Zelltypen in ihren Modellen nicht für eine Coronainfektion empfänglich waren.
Schwerhörigkeit, Tinnitus und Schwindel
Das Infektionsmuster, das die Forscher in ihren Gewebeproben fanden, schien mit den Symptomen übereinzustimmen, die sie bei einer Gruppe von zehn Covid-19-Patienten beobachteten, die nach ihrer Infektion Probleme mit den Ohren hatten. Neun dieser Patienten hatten Tinnitus und sechs litten unter Schwindelgefühlen. Alle hatten einen leichten bis schweren Hörverlust.
Mehrere mögliche Wege wie das Coronavirus ins Ohr gelangt
Ein möglicher Weg für das Coronavirus, ins Ohr einzudringen, ist die Eustachische Röhre oder Ohrtrompete, die die Nase mit dem Mittelohr verbindet. Den Forschern zufolge kann das Virus möglicherweise auch durch enge Öffnungen, die die Riechnerven umgeben, die Nase verlassen. Das sind die Nerven, die mit dem Geruchssinn zu tun haben. Es ist daher möglich, dass sie ins Gehirn gelangen und dort die Nerven infizieren, einschließlich der Nerven, die mit dem Innenohr in Verbindung stehen.
Die Forscher hoffen, dass ihre menschlichen Zellmodelle in Zukunft zur Behandlung von Infektionen durch das Coronavirus und andere Viren eingesetzt werden können.
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