„Jedes Pfund geht durch den Mund“, lautet das geflügelte Sprichwort. Aber durch unseren Körper kreisen unzählige Hormone, die beeinflussen, wie viel wir an Gewicht zu- oder abnehmen. Hier die wichtigsten Hormone und ihre Wirkung.
Bauchfett ist ein aktives Organ
Die einen hassen ihre Fettpolster am Bauch, die anderen denken nicht weiter darüber nach. Egal, was Sie davon halten, wahrscheinlich unterschätzen Sie die Fettablagerungen rundum den Bauch. Viele denken häufig, dass das Bauchfett nur eine Schicht ist, die Energie speichert. Aber gerade dieses viszerale Fett ist ein aktives Organ, das Hunderte von Hormonen und andere Substanzen produziert.
Es steht in ständigem Kontakt mit anderen Organen, wie dem Darm und dem Gehirn. Durch das Hungerhormon Ghrelin aus der Magenwand bekommt man Appetit, die Sättigungshormone aus dem Darm sagen, dass man aufhören soll zu essen. Und das Dessert, das sogar noch nach einem ordentlichen Abendessen hineinpasst? Das ist unter anderem dem Dopamin im Belohnungssystem des Gehirns zu verdanken.
Leptin ist kein Allheilmittel
Ein Hormon aus Fettzellen, das bei Übergewicht eine Rolle spielt, ist Leptin. Als Wissenschaftler diesen Stoff in den 1990er Jahren entdeckten, dachten sie, sie hätten das Heilmittel schlechthin gegen Fettleibigkeit gefunden. Die Verabreichung von Leptin an Mäuse unterdrückte den Appetit und förderte die Fettverbrennung. Aber es stellte sich bald heraus, dass es beim Menschen nicht so einfach war.
Leptin und Appetit
Leptin zügelt den Appetit, aber Neurobiologen würden es nicht als Sättigungshormon bezeichnen. Fett ist etwas, wo Energie gespeichert wird und Leptin informiert den Rest des Körpers darüber, wie viel davon vorrätig ist. Je mehr Fett, desto mehr Leptin und desto mehr Signale gelangen in das Kontrollzentrum des Gehirns. Das Gehirn sendet dem Körper dann die Botschaft: Hör auf zu essen und kurbele das Verbrennungssystem an.
Dieser Mechanismus wird gestört, wenn man Fettleibigkeit oder Adipositas entwickelt hat. Das Gehirn erhält dann ständig so hohe Mengen an Leptin, dass es nicht mehr darauf reagiert. Das bezeichnet man als Leptinresistenz und es ist schwierig, sie loszuwerden. Diese Resistenz ist einer der Gründe, warum Crash-Diäten langfristig so schlecht funktionieren. Natürlich verliert man Gewicht, wenn man zeitweise wenig isst, aber das gestörte Gleichgewicht bleibt oder verschlimmert sich. Langfristig tritt oft der Jo-Jo-Effekt ein, weil gestörte hormonelle Regulierungsmechanismen versuchen, den Körper wieder auf sein höheres Gewicht zu bringen.
Daher ist bei Adipositas häufig eine ärztliche Überwachung erforderlich, um dauerhaft abzunehmen. Die Basis bleibt eine gesunde Ernährung und Bewegung, aber es gibt Therapien, die helfen, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen. So kann der Arzt Medikamente verschreiben, die auf Hunger- und Sättigungshormone reagieren. Die meisten Patienten verlieren damit zusätzlich ungefähr fünf bis zehn Prozent an Gewicht. Ende nächsten Jahres erwarten Mediziner ein noch wirksameres Medikament auf dem Markt, das in Amerika bereits gute Ergebnisse zeigt.
Große Hoffnung setzen Experten auch auf eine Behandlung, über die im Sommer 2021 eine Übersichtsstudie veröffentlicht wurde. Diese Behandlung richtet sich auf einen Rezeptor, der ein wichtiger Schalter bei der Gewichtsregulierung zu sein scheint. Leptin aktiviert dieses System, und mit Medikamenten lässt sich das nachahmen und die Leptinresistenz durchbrechen. Aber - wie bei allen Behandlungen - gilt: Es hilft nur, wenn man sich außerdem an eine gesunde Ernährung hält.
Cortisol im Gleichgewicht
Leptin ist sicher nicht das einzige Hormon, das Übergewicht beeinflusst. Auch das Stresshormon Cortisol spielt eine Rolle. Viele Menschen bekommen bei Stress keinen Bissen herunter, aber chronischer Stress führt oft gerade zu zusätzlichen Kilos.
Cortisol sendet ein Signal an das Gehirn, kalorienreiche Nahrung zu essen, so dass man eher dazu neigt, ungesunde Snacks zu essen. In der Zwischenzeit passiert im Körperfett bei chronisch erhöhtem Cortisol etwas Besonderes: Das Fett wandert von Stellen wie den Armen zum Bauch. Das Bauchfett ist aber gerade das ungesündeste Fett in unserem Körper, ein Risikofaktor für unter anderem Herz- und Gefäßkrankheiten.
Im Alter speichert man eher Fettmasse
Frauen bemerken oft während der Wechseljahre, dass Sie am Bauch zunehmen, wenn sich das Gleichgewicht der Geschlechtshormone verändert: Östrogen nimmt stärker ab als Testosteron. Die Kilos fliegen sowieso bei Männern und Frauen im höheren Alter nur so auf die Hüften, weil die Produktion von Wachstumshormonen im Laufe der Jahre abnimmt. Die Folge ist, dass man leichter Fettmasse und weniger Muskelmasse speichert.
Darüber hinaus können allerlei Krankheiten und Medikamente das Gleichgewicht stören. So kommt es bei Schilddrüsenproblemen häufig zu einer Gewichtszunahme, die auf einen Mangel an Schilddrüsenhormonen zurückzuführen ist. Es passiert also alles Mögliche in unserem Hormonhaushalt, auf das wir wenig Einfluss haben. Was man selbst tun kann, um allzu großen Störungen im Hormongleichgewicht vorzubeugen? Es ist vielleicht offensichtlich, aber bleibt letztlich bei den üblichen Ratschlägen: gesund essen, genug bewegen, ausreichend schlafen und möglichst wenig Stress.
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