Nach jahrzehntelanger Forschung an Tieren scheint sich eine Kalorienbeschränkung auch positiv auf das menschliche Immunsystem auszuwirken.
Jahrzehntelange Forschungen haben gezeigt, dass die Lebensdauer von Versuchstieren verlängert werden kann, wenn sie weniger zu fressen bekommen. Die Kalorienbegrenzung bei Fliegen, Würmern, Mäusen und sogar Primaten verringert das Risiko altersbedingter Krankheiten und verlangsamt den Alterungsprozess. Eine neue Studie der Universität Yale bestätigt nun, dass eine mäßige Kalorienbeschränkung auch für Menschen gesund ist.
14 Prozent weniger Kalorien
Die kürzlich veröffentlichte Studie basierte auf Ergebnissen von CALERIE. Dies ist die erste größere Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen einer Kalorienbegrenzung beim Menschen. Die Forscher berechneten zunächst für jeden Teilnehmer, wie viele Kalorien er pro Tag verbrauchte. Diese Zahl war die Basiskalorienzufuhr. Anschließend wurden die 200 Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt: die eine Gruppe musste 14 Prozent weniger Kalorien zu sich nehmen als ihre Basiskalorienzufuhr, die zweite Gruppe blieb bei der Basiskalorienzufuhr. Der Gesundheitszustand der Teilnehmer wurde zwei Jahre lang überwacht und die beiden Gruppen wurden miteinander verglichen. Die Forscher wollten herausfinden, was die Kalorienbeschränkung konkret im Körper bewirkt und ob sie sich auf das Immunsystem auswirkt.
Alterung der Thymusdrüse verändert das Immunsystem
Um das herauszufinden, analysierte das Forschungsteam die Thymusdrüse. Dieses Organ befindet sich oberhalb des Herzens und produziert T-Zellen, weiße Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen. Die Thymusdrüse altert schneller als andere Organe. Im Alter von 40 Jahren sind 70 Prozent der Thymusdrüse nicht mehr funktionsfähig. Mit zunehmendem Alter produziert die Thymusdrüse auch weniger T-Zellen, was ein Grund dafür ist, warum ältere Menschen ein höheres Krankheitsrisiko haben.
Kalorienbeschränkung erhält die Funktion der Thymusdrüse
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Thymusdrüse der Teilnehmer, die die Kalorienzufuhr einschränkten, weniger Fett und ein größeres Funktionsvolumen aufwies als zu Beginn der Studie. Das heißt, dass die Thymusdrüse weniger Funktion verloren hat. Bei den Teilnehmern, die keine Kalorienbeschränkung durchführten, veränderte sich das Funktionsvolumen nicht. Durch die Kalorienbeschränkung schrumpft die Thymusdrüse also weniger schnell und kann daher mehr T-Zellen produzieren. Nach Ansicht der Forscher sind diese Ergebnisse bemerkenswert: „Die Tatsache, dass dieses Organ verjüngt werden kann, ist erstaunlich, denn es gibt nur sehr wenige Beweise dafür, dass dies beim Menschen geschieht. Dass dies überhaupt möglich ist, ist sehr spannend.“
Kalorienbegrenzung deaktiviert Gen PLA2G7
Die Forscher wollten anschließend wissen, was genau die positive Wirkung auf die Thymusdrüse verursacht. Sie fanden heraus, dass nach einer Kalorienbegrenzung das Gen PLA2G7 weniger aktiv war. Um sicher zu sein, dass dies die wirkliche Ursache war, beschlossen sie, das Gen in Mäusen zu deaktivieren und zu sehen, ob dies ähnliche Auswirkungen wie eine Kalorienbeschränkung beim Menschen hatte. Das schien tatsächlich so zu sein: Nach der Deaktivierung des Gens funktionierte die Thymusdrüse der Mäuse länger, sie hatten einen gesünderen Stoffwechsel und waren besser vor Entzündungen im späteren Leben geschützt.
Laut den Forschern zeigen diese Ergebnisse, dass das Gen PLA2G7 eine der treibenden Kräfte hinter den Auswirkungen der Kalorienbegrenzung ist. Die Erforschung dieser Faktoren, so sagen die Wissenschaftler, könnte dabei helfen, die Immunfunktion zu verbessern und möglicherweise sogar die gesunden Lebensjahre zu verlängern. Es bedarf weiterer Forschungen, um festzustellen, ob diese Vorhersagen Wirklichkeit werden.
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