Die einen beginnen den Tag am liebsten mit einer Runde Jogging, die anderen kommen lieber nach dem Abendessen in Bewegung. Was ist für die Gesundheit am besten?
Laut Wissenschaftlern ist es für die Gesundheit besser, sportliche Aktivitäten auf den Abend zu legen. Wenn man das Training in die Nachmittags- und Abendstunden legt, erhöht sich die Insulinempfindlichkeit des Körpers. Das senkt das Risiko für Typ-2-Diabetes, der durch eine Insulinresistenz hervorgerufen wird.
Wann ist Bewegung am besten?
Um das festzustellen, trugen achthundert Probanden vier Tage lang ein ActiHeart-Gerät auf der Brust. Damit wurden die Herzfrequenz und die körperliche Aktivität gemessen. Das Forschungsteam aus dem niederländischen Leiden unterschied vier Typen von Menschen: diejenigen, die sich hauptsächlich morgens, nachmittags oder abends bewegten, und diejenigen, die keinen eindeutigen Zeitpunkt hatten, sondern sich über den Tag verteilt bewegten.
„In unserer Studie sprechen wir von „Bewegung“, denn wir haben nicht unbedingt bestimmte Sportarten untersucht, sondern alle Aktivitäten, die als moderat bis intensiv gelten. Dazu gehören die meisten Sportarten, aber zum Beispiel auch das Gehen - also nicht Schlendern, sondern zügig gehen - und das Radfahren“, erklärt der Sportwissenschaftler Jeroen van der Velde.
Große Unterschiede
Die Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer, die sich hauptsächlich nachmittags und abends bewegten, war um 25 Prozent höher als die derjenigen, die sich morgens bewegten, und derjenigen, die ihre Bewegung gleichmäßig über den Tag verteilten. Das hatte offenbar nichts mit der Gesamtmenge an Bewegung pro Tag zu tun.
Alles hat einen Rhythmus
Van der Velde hat dafür eine Erklärung. „Die Zeit, zu der Sie Sport treiben, kann sich auf Ihren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus - auch zirkadianer Rhythmus genannt - auswirken. Unser Körper ist so eingestellt, dass er über einen Zeitraum von 24 Stunden einen bestimmten Rhythmus beibehält, in dem alle Arten von körperlichen Prozessen von Natur aus zu einer bestimmten Zeit ablaufen. Nachts schlafen wir und ruhen uns aus, tagsüber sind wir aktiv“, erklärt Van der Velde.
„Studien zeigen, dass viele Prozesse in unserem Körper später am Tag ihren Höhepunkt erreichen. Wenn wir uns unsere Muskeln ansehen, scheinen sie am späten Nachmittag am stärksten zu sein. Darüber hinaus scheint unser Verhalten - etwa beim Schlafen, Essen, Trinken und Bewegen - den natürlichen Rhythmus beeinflussen zu können. Wenn man sich also nachmittags oder abends am meisten bewegt, entspricht das eher dem natürlichen Rhythmus des Körpers als wenn man es morgens tut.“
Auf gesunde Weise
Eine Rolle spielt aber auch, dass Menschen, die sich bewegen, weil sie gesund leben wollen, das vor allem nachmittags oder abends tun, einfach weil sie dann eher Zeit dafür haben. „Diese Menschen beschäftigen sich möglicherweise in mehrfacher Hinsicht mehr mit ihrer Gesundheit. Wir haben versucht, diesen Effekt so gut wie möglich abzuschätzen, indem wir zum Beispiel das Rauchverhalten, die Ernährung, den Körperfettanteil und auch den Gesamtumfang der Bewegung in die Analysen einbezogen haben.“
Was bedeutet das ?
Der Wissenschaftler versucht, zu erklären, was seine Ergebnisse bedeuten. „Unser Hauptergebnis hat mit dem Grad der Insulinresistenz zu tun, ausgedrückt in einem Index. Dieser Index basiert auf einer Formel des Nüchternglukose- und Insulinspiegels und sagt somit etwas darüber aus, wie viel Widerstand der Körper dem Insulin entgegenbringt. Insulin bewirkt, dass Glukose (Zucker) aus dem Blut aufgenommen wird. Je mehr Insulin man benötigt, um den Blutzucker niedrig zu halten, desto mehr ist das ein Zeichen für Insulinresistenz. Ein höherer Wert ist also schlecht. Anhand dieses Indexes konnten wir feststellen, dass Personen, die sich abends am meisten bewegten, im Durchschnitt eine um 25 Prozent geringere Insulinresistenz aufwiesen als diejenigen, die sich verteilt über den Tag bewegten. Ich denke, dieser Unterschied ist ziemlich groß und hat mich überrascht. Es ist nur sehr schwierig, dies in einer klinischen Aussage auszudrücken, denn es gibt nicht wirklich einen Wert, ab dem diese Insulinresistenz zu hoch ist. Es ist jedoch bekannt, dass eine hohe Insulinresistenz mit einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist“, erklärt der Sportwissenschaftler.
Empfehlung für den Lebensstil pro Stunde
Letztendlich möchte das Leidener Wissenschaftsteam eine pragmatische Interventionsstudie durchführen, bei der Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko Ratschläge zur Lebensführung pro Stunde erhalten. Was genau sind die besten Zeiten für Essen und Bewegung, und ist das für jeden gleich? „Deshalb wollen wir nun untersuchen, ob der Zeitpunkt der Bewegung tatsächlich einen Einfluss auf das Risiko hat, an Diabetes zu erkranken“, schließt der Sportwissenschaftler seinen Erklärungen ab.
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