Samstag, 10. Dezember 2022

Eifersüchtig? Ein gutes Gefühl!



Sie halten Eifersucht für ein blödes und überflüssiges Gefühl? Es stimmt, dass dieses Gefühl nicht schön ist, aber Eifersucht kann uns motivieren – und hat deshalb einen Nutzen.

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein mittelmäßiger Schüler. Sie spielen Basketball, aber sitzen während der Wettkämpfe hauptsächlich auf der Bank. Ihre Noten sind „befriedigend“, aber selten besser. Und wenn Sie sich für Ihren Traumjob bewerben, sind Sie so nervös, dass Sie das Vorstellungsgespräch vermasseln. In der Zwischenzeit erhält einer Ihrer Mitschüler gute Noten, spielt Basketball wie ein Gott und bekommt einen Job, von dem Sie nur träumen können.

 

Wie fühlt sich das an? Schmerzhaft wahrscheinlich, so die Schlussfolgerung japanischer Forscher, die neunzehn Studenten baten, sich ein solches Szenario vorzustellen, während sie in einem Computertomographen lagen. Wenn sie an den erfolgreichen Mitschüler dachten, reagierte bei ihnen der Bereich des Gehirns, der für Schmerz und Konflikte zuständig ist.

Eifersucht macht unfreundlich

Als ob das nicht alles schon genug wäre, macht uns Eifersucht auch unfreundlich und weniger loyal. So sind beispielsweise eifersüchtige Kollegen am Arbeitsplatz weniger hilfsbereit und schauen sich schneller nach einem anderen Job um, wie eine Studie der Technischen Universität Gebze in der Türkei unter 111 Arbeitnehmern ergab.

Alles in allem scheint Eifersucht unangenehm und lästig zu sein. Eifersucht zählt darum nicht unbedingt als Tugend. Und zu sagen, dass man eifersüchtig ist, klingt wie: „Ich bin undankbar“, gemischt mit einer Prise „Ich habe meine Sachen nicht so richtig im Griff“.

Wir strengen uns mehr an durch Eifersucht

Eifersucht ist kein angenehmes Gefühl, aber wenn man etwas erreichen will, ist Eifersucht eine gute Sache. Eifersucht zeigt, was Ihnen wichtig ist. Und es kann Sie dazu motivieren, um härter dafür zu arbeiten.

Wenn wir eifersüchtig sind, jemanden beneiden oder missgünstig sind, scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Wir wollen etwas, aber wir haben es nicht. Oder wir haben etwas, aber haben Angst, es an andere zu verlieren. Unsere Eifersuchtsgefühle motivieren uns, etwas dagegen zu unternehmen.

Nehmen wir das romantische Komödienklischee: Die Hauptperson merkt erst dann, dass sie die wahre Liebe gefunden hat, wenn sie gerade sehnsüchtig in die Arme eines anderen gefallen ist, und begibt sich auf eine heldenhafte Mission, um ihr Herz in letzter Sekunde doch noch zu gewinnen. Eifersucht? Stimmt. Motivierend? Definitiv.

Ein Hauch von Eifersucht macht Sie besser

Diesen Effekt gibt es nicht nur in romantischen Komödien. Forscher der Universität Köln baten die Teilnehmer eines Laufwettbewerbs, einen Fragebogen auszufüllen. Dieser enthielt Aussagen wie: „Wenn ich auf andere eifersüchtig bin, motiviert mich das, meine Ziele zu erreichen“ oder „Ich versuche, die Erfolge anderer Menschen zu wiederholen“.

Es stellte sich heraus, dass die Personen, die angegeben hatten, dass Erfolge von anderen sie dazu motivierten, sich mehr anzustrengen, sich auch höhere Ziele setzten und beim Laufwettkampf schneller waren. Kurz gesagt: Wer andere beneidet, steigert seine eigene Leistung.

 

Aber Vorsicht: Das funktioniert nur, wenn Sie der Meinung sind, dass der andere Läufer oder der beneidenswerte Kollege diesen Erfolg auch wirklich verdient hat. Angenommen, der Läufer hat von seinen reichen Eltern einen teuren Laufcoach bezahlt bekommen. Oder der Kollege hat seine Beförderung nur erhalten, weil er dem Chef Honig ums Maul geschmiert hat. Würden Sie dann immer noch alles geben, um selbst besser zu werden? Oder würden Sie lieber hinter dem Rücken der „Erfolgreichen“ über deren Erfolge herziehen?

Eifersuchtsgefühle können in Neid umschlagen

Wahrscheinlich Letzteres, denn sobald man das Gefühl hat, dass jemand anderem einfach so das Glück in den Schoß fällt, bekommt das eifersüchtige Gefühl einen üblen Beigeschmack: Neid. Dann sieht man die andere Person nicht mehr länger als Vorbild. Im Gegenteil, wenn wir Neid empfinden, ziehen wir es vor, den anderen schlecht zu machen. In diesem Fall sind wir sogar bereit, selbst Opfer zu bringen, um den anderen untergehen zu sehen.

Wir finden unsere relative Position viel wichtiger als die Frage, wie viel Geld, Schönheit oder Talent wir genau haben. Besser sein als die Konkurrenten, das ist wichtig. Denn dann gehört einem am Ende der Hauptgewinn. Sei es die heiß begehrte Beförderung oder der süße Typ hinter der Bar.

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