Freitag, 21. April 2023

Die „Stopfleber“ wird die Krankheit der Zukunft



Jeder vierte Erwachsene in der westlichen Welt leidet an einer Fettansammlung in der Leber, die auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen ist. Experten haben Tipps, wie Sie Ihre Fettleber loswerden können.

 

Wer an Lebererkrankungen denkt, verbindet das meist mit Alkohol. Doch die häufigste Lebererkrankung in der Allgemeinbevölkerung ist nicht auf Alkohol zurückzuführen. Die nicht-alkoholische Fettleber kommt in den westlichen Ländern immer häufiger vor, sagen Gastroenterologen, die als Spezialisten Krankheiten des Verdauungstraktes behandeln.

Chronische Leberentzündung

Heute leiden 20 bis 30 Prozent der westlichen Bevölkerung an dieser Krankheit, die schließlich zu einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) oder Fettleber führen kann. Dies ist eine Form der chronischen Leberentzündung, die sich zu einer Leberzirrhose entwickeln kann. Es ist bereits ein zunehmender Trend zu beobachten, dass Patienten aufgrund einer zugrundeliegenden Fettleber eine Zirrhose entwickeln. Früher wurde Leberzirrhose ausschließlich durch Alkoholkonsum und Hepatitis verursacht.

Stiller Arbeiter

Wie der Name „nicht-alkoholische Fettlebererkrankung “ (NAFLE) schon sagt, ist nicht der Alkohol der Übeltäter, auch nicht die virale Hepatitis oder erbliche Lebererkrankungen. Die Fettleber ist eine Zivilisationskrankheit, die auf einen modernen Lebensstil zurückzuführen ist, der sich verheerend auf die riesige Drüse auswirkt. Ultrahochverarbeitete Nahrungsmittel und Softdrinks, ständige Zwischenmahlzeiten und Snacks, Medikamente, Stress, Luftverschmutzung, Umwelthormone: all das beeinträchtigt die Leber. Aber auch genetische Faktoren spielen eine Rolle. So kann die Fettleber sogar bei Kindern auftreten.

Risikofaktor Bauchfett

Risikofaktoren sind vor allem die abdominale Adipositas, genauer gesagt, das Bauchfett. Es besteht ein Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom. Dabei handelt es sich im eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen zu hohen Blutzuckerspiegel, hohen Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und abdominale Fettleibigkeit gekennzeichnet ist. Menschen mit Diabetes, Fettleibigkeit, erhöhtem Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck haben ein höheres Risikoprofil für eine Fettleber.

Überraschenderweise kann man auch eine Fettleber haben, wenn man fit und schlank ist. Das ist das Phänomen der „skinny fats“, was übersetzt so viel wie „magere Dicke“ bedeutet. Wissenschaftler wissen noch nicht genau, warum das so ist, aber es könnte mit zu viel ultraverarbeiteter Nahrung zusammenhängen.

Die Leber ist ein wunderbares Organ, aber sie hat einen großen Nachteil: Sie ist ein fleißiger, aber sehr stiller Arbeiter, der kaum signalisiert, wenn es ein Problem gibt. Die Leber hat keine Schmerznerven, und die Patienten spüren keine Symptome, bis der größte Schaden bereits eingetreten ist.

Diagnose durch bildgebende Verfahren

Für die Diagnose verlassen wir uns hauptsächlich auf die medizinische Bildgebung. In der Regel handelt es sich dabei um eine Ultraschalluntersuchung der Leber. Mann kann die Ultraschalluntersuchung auch mit einer Elastographie (Bestimmung der Elastizität des Lebergewebes mit Hilfe von Schallwellen) kombinieren. Auf diese Weise kann man auch einen „Wert“ für die Verfettung angeben. Eine andere Möglichkeit ist ein Fibroscan, eine Ultraschalluntersuchung mit Druckwellen. Diese liefert ebenfalls diese Werte, bildet aber nicht die Leber ab. Patienten mit Typ-2-Diabetes erhalten häufig eine bildgebende Untersuchung der Leber, weil sie eine Hochrisikogruppe für die Entwicklung einer Fettleber sind.

Alarmsignale einer überbelasteten Leber

Die nicht-alkoholische Fettleber wird zur Krankheit der Zukunft, betonen Ernährungswissenschaftler. Medizinern zufolge muss man nicht auf einen Ultraschall warten, um zu wissen, ob die Leber überlastet ist. Schon in einem frühen Stadium kann die Leber anzeigen, dass sie ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen kann. Dies kann sich in Mangel an Energie, Hirnnebel (Brainfog), Schwierigkeiten beim Abnehmen, Vitaminmangel, Schlafstörungen und Akne sowie bei Frauen in hormonellem Ungleichgewicht und Fruchtbarkeitsproblemen äußern.

Leider wird eine gestresste Leber nicht oft von Hausärzten angesprochen. Dabei ist die Leber mehr als nur eine Entgiftungsmaschine für Alkohol. Sie ist ein echter Multitasker. Sie regelt den Energie- und Vitaminhaushalt unseres Körpers, produziert Proteine für die Herstellung von Hormonen, wie das Überlebenshormon Insulin, und spielt eine Rolle im Immunsystem. Diese Funktionen sind lebenswichtig und haben daher immer Vorrang. Die Filterung von Schadstoffen aus dem Blut, wie zum Beispiel Alkohol, steht erst an letzter Stelle. Deshalb wacht man manchmal nachts auf, wenn man Alkohol getrunken hat. Erst dann beginnt die Leber mit dem Entgiftungsprozess.

Die gute Nachricht: Die Leber kann sich selbst heilen

Für eine Fettleber gibt es keine Medikamente. Die gute Nachricht ist, dass sich die Fettleber aber - anders als bei einer Leberzirrhose - selbst reparieren kann. Dies ist vielleicht die beste Eigenschaft dieses Organs: seine Fähigkeit , sich selbst zu erneuern. Schneidet man zwei Dritter einer Leber weg, erreicht sie innerhalb weniger Wochen wieder ihre ursprüngliche Größe. Wer also eine „Stopfleber“ im Körper hat, kann das Ruder noch herumreißen, indem er gesünder lebt.

Die Bekämpfung der Fettleibigkeit erfordert mehr Aufmerksamkeit und vor allem muss darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, sich mehr zu bewegen. Leider ist es nicht einfach, Patienten zu motivieren. Menschen dazu zu bringen, mit dem Alkoholkonsum aufzuhören, ist schon nicht selbstverständlich. Über mehr Gewichtsabnahme und mehr Bewegung zu sprechen, ist noch schwieriger. Manchmal muss man sie sogar auffordern, all diese Aspekte ihres Lebensstils gleichzeitig zu ändern, weil die nicht-alkoholische und die alkoholische Fettleber oft zusammen auftreten. Ein typischer Patient ist also jemand, der einen genussvollen Lebensstil liebt.

Zucker belastet die Leber

Ernährungswissenschaftler betonen, dass eine übertrieben genussvolle Lebensweise am besten gegen eine gesunde und nachhaltige Lebensweise ausgetauscht wird, die die Leber entlastet. Insbesondere die Bedeutung des Insulins, dem Hormon, das den Stoffwechsel von Glukose (einer Form von Zucker) im Körper reguliert. Dieser Mechanismus ist für den Körper sehr wichtig, gerät aber in der heutigen Zeit ins Stottern.

Auch die bekannte französische Biochemikerin Jessie Inchauspé schreibt in ihrem internationalen Bestseller „Glucose Revolution“ über die Nachteiler von zu viel Glukose in unserem Körper. Ihr Instagram-Account „Glucose Goddess“ hat fast zwei Millionen Follower.

Die Glukose-Revolution ist mehr als ein Gesundheitshype, meinen Ernährungsexperten. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Blutzuckerspitzen und einer überbelasteten Leber. Weil wir so viel und so oft essen und auch zu viel Zucker und Kohlenhydrate zu uns nehmen, wird der Körper schließlich unempfindlich gegenüber Insulin und damit gegenüber Zucker im Blut. Diese Insulinresistenz führt zu einem Mangel an Energie, Heißhunger auf Zucker und einem ständigen Hungergefühl. Man isst und trinkt dann mehr und nimmt wieder Zucker zu sich. Die Leber wandelt diesen Zucker in Fett um, verfettet und so beginnt der ganze Prozesse aufs Neue.

Die Leber entgiften?

Zusätzliche Vitamine und Mineralien spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Idealerweise sollten eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil ausreichen, aber wir leben nun mal in einer Welt mit Stress, Umweltverschmutzung, Schlafmangel und extrem verarbeiteten Lebensmitteln. Das hat zur Folge, dass wir nicht genügend Vitamine und Mineralien zu uns nehmen. Bei der Blutanalyse stellen Ärzte sehr häufig einen Mangel an Vitamin D, B12, Folsäure, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren fest. Vor allem, wenn man vegan lebt, muss man Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Aber man sollte wissen, was man tut. Falsche Vitamincocktails können genau das Gegenteil bewirken und zum Beispiel die Leber belasten.

Auch Fachärzte warnen vor Nahrungsergänzungsmitteln und Kräutern, die der Leber schaden und eine toxische Hepatitis (Leberentzündung) verursachen können. Die Leber selbst mit einer so genannten Detox-Kur zu entgiften, ist nach Meinung von Fachärzten völlig sinnlos. Es gibt leider keine Zaubermittel, die die Leber reparieren. Säfte, Shakes oder Entschlackungspillen sind meist teuer und auf Dauer nicht wirksam. Eine Interessante Entgiftungskur ist jedoch ein Projekt wie „Dry January“, bei dem man einen Monat lang keinen Alkohol trinkt. Das Gleiche kann man mit Zucker oder gesättigte Fetten machen, aber am besten viel länger als einen Monat. Man wird feststellen, dass man dadurch mehr Energie hat und sich gesünder fühlt. Etwas ganz aus der Ernährung zu streichen, muss nicht sein. Der ultimative Tipp für eine gesunde Leber ist ziemlich einfach: gesunde, unverarbeitete Lebensmittel, kein Alkohol, nicht zu viele gesättigte Fette, nicht zu viel Zucker.

5 Tipps für einen stabilen Blutzuckerspiegel

Früchte nicht als Saft trinken, sondern essen

Fruchtsäfte scheinen gesund zu sein, sind aber ein Wolf im Schafspelz. Wenn Sie dagegen ganze Obststücke essen, helfen die Ballaststoffe, Blutzuckerspitzen in Schach zu halten, weil die Faserstrukturen den Zucker an sich binden und die Insulinrezeptoren ihn nicht mehr wahrnehmen. Ein weiterer Tipp für einen stabilen Blutzuckerspiegel: Kombinieren Sie Obst immer mit einer Eiweißquelle wie Joghurt oder Quark oder fügen Sie einen Teelöffel Zimt hinzu, wenn Sie Obst essen. Auch das trägt zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels bei.

Beginnen Sie jede Mahlzeit mit Gemüse

Nehmen Sie sich ein Beispiel an den Italienern mit Ihren Antipasti oder an Ihrer Großmutter, die die Mahlzeit mit einer Gemüsesuppe beginnt. Untersuchungen zeigen, dass der Insulin- und Blutzuckerspiegel von Menschen, die zuerst Gemüse, dann Fleisch und schließlich Kohlenhydrate essen, im Allgemeinen niedriger und stabiler ist. Die Ballaststoffe im Gemüse bewirken, dass die Glukose weniger schnell ins Blut abgegeben wird, so dass der Blutzucker nach einer Mahlzeit nicht so stark ansteigt.

Lassen Sie Kartoffeln, Nudeln und Reis zuerst abkühlen

Währen des Abkühlens wird die enthaltene Stärke resistent, so dass sie eher unverdaulichen Ballaststoffen ähneln. Und das ist gut so, denn je schwerer die Kohlenhydrate verdaulich sind, desto weniger steigt der Blutzucker an, da die Glukose langsamer freigesetzt wird.

Trinken Sie vor den Mahlzeiten ein Glas lauwarmes Wasser mit einem Esslöffel Essig (oder verwenden Sie Essig in Ihren Dressings):

Essigsäure inaktiviert vorübergehend die Alpha-Amylase, das Enzym, das Stärke in kleinere Moleküle aufspaltet. Infolgedessen werden Zucker und Stärke langsamer in Glukose umgewandelt.

Bewegen Sie sich nach dem Essen

Der Glukosespitzenwert ist geringer, wenn die Muskeln überschüssige Glukose asu dem Blut verbrauchen.

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