Freitag, 14. April 2023

Hund und Katze senken bei Kindern das Risiko für Nahrungsmittelallergien



Erstaunlich: Kinder, die mit einem Hund oder einer Katze aufwachsen, leiden seltener an Nahrungsmittelallergien. Übrigens ist es besser, keinen Hamster als Haustier zu halten. Er erhöht merkwürdigerweise das Risiko für eine Nussallergie.

 

Kinder können manchmal endlos darüber quengeln: Sie wollen unbedingt ein Haustier. Hunde und Katzen sind besonders beliebt. Auch wenn Sie die vielen Haare im Wohnzimmer scheuen, hat ein Haustier mehrere Vorteile. Nicht nur, dass Kinder immer einen Freund im Haus haben, es soll auch gut für ihre allgemeine Entwicklung und ihr Verantwortungsbewusstsein sein. In einer neuen Studie haben Forscher nun einen weiteren Vorteil entdeckt. Sie stellten fest, dass Kinder, die mit einem Hund oder einer Katze aufwachsen, weniger anfällig für Nahrungsmittelallergien sind.

Nahrungsmittelallergien sind unangenehm

Eine Nahrungsmittelallergie ist sehr lästig. Man muss immer darauf achten, was man isst. Nimmt man versehentlich etwas zu sich, gegen das man allergisch ist, kann das im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. „Eine Nahrungsmittelallergie ist also eine unangenehme Erkrankung, die die Lebensqualität der Patienten und ihrer Familien beeinträchtigt“, sagt der Wissenschaftler Hisao Okabe. Insbesondere Unverträglichkeiten gegen Milch, Ei und Nüsse sind häufig. Darüber hinaus ist die Zahl der Kinder mit bestimmten Nahrungsmittelallergien in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. In einigen Ländern mit hohem Einkommen wird sogar bei mehr als einem von zehn Kindern eine Nahrungsmittelallergie diagnostiziert. Außerdem haben heute etwa drei Prozent der Kindern in den westlichen Ländern eine Erdnussallergie. Und die Zahlen steigen weiter an. „Warum Kinder zunehmend Nahrungsmittelallergien entwickeln, ist noch immer unbekannt“, sagt Okabe. „Es wird vermutet, dass eine bessere Hygiene eine der Ursachen sein könnte.“

Haustiere haben einen positiven Einfluss

Es stellt sich also die dringende Frage, wie verhindert werden kann, dass die Zahl der Kinder mit Nahrungsmittelallergien weiter ansteigt. Auf der Suche nach einer Antwort beschlossen die Forscher, die Belastung durch Haustiere genauer zu untersuchen. „Es hat sich bereits gezeigt, dass Hunde und landwirtschaftliche Nutztiere allergischen Erkrankungen vorbeugen können“, sagt Okabe. Man geht davon aus, dass Kinder, die zum Beispiel auf einem Bauernhof oder in ländlichen Gebiet aufwachsen, mit „guten“ Mikroben in Kontakt kommen, was sie vielleicht weniger anfällig für Allergien machen könnte.

Die Studie

Um herauszufinden, ob bestimmte Haustiere tatsächlich Allergien verringern, analysierten die Forscher die Daten von mehr als 65.000 japanischen Babys, die mit einem Haustier aufwuchsen. Etwa 22 Prozent von ihnen kamen in einer Familie zur Welt, in der bereits ein Haustier (meist ein Hund oder eine Katze) vorhanden war. Und was kam dabei heraus? Es zeigte sich, dass Kinder, die während ihrer fötalen Entwicklung oder im frühen Säuglingsalter einem Hund oder einer Katze ausgesetzt waren, viel seltener an Nahrungsmittelallergien erkrankten als Kinder, die ohne ein Haustier aufwuchsen. Insbesondere scheint ein Hund die Wahrscheinlichkeit von Eier-, Milch- und Nussallergien stark zu senken. Kinder, die mit einer Katze aufwuchsen, hatten ein deutlich geringeres Risiko, eine Allergie gegen Eier, Weizen und Sojabohnen zu entwickeln.

Die Ergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass ein Hund oder eine Katze der Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie entgegenwirkt. Was eine mögliche Erklärung angeht, tappen die Forscher übrigens noch im Dunkeln. „Leider verstehen wir die Mechanismen noch nicht“, erklärt Okabe. „Möglicherweise hat es mit dem Darmmikrobiom oder mit Endotoxinen (Zellwandreste von Bakterien) zu tun, die durch die Luft schweben.“

Hamster sind nicht die idealen Haustiere

Übrigens verringern nicht alle Haustiere das Risiko von Nahrungsmittelallergien. Tatsächlich stellte man fest, dass Kinder, die einen Hamster zu Hause hatten (0,9 Prozent der gesamten Studiengruppe), ein deutlich höheres Risiko hatten, eine Nussallergie zu entwickeln. „Dieses erhöhte Risiko könnte mit der Tatsache zusammenhängen, dass Hamster sich von Nüssen ernähren“, meint Okabe. „Wir vermuten, dass die Babys dann über Körperkontakt oder Hausstaub eine Überempfindlichkeit entwickeln. Das Risiko, eine Nussallergie zu entwickeln, kann übrigens schon dadurch gesenkt werden, dass sich andere Familienmitglieder gründlich die Hände waschen. Aber es ist ohnehin besser, Hamster von Babys fernzuhalten.“

Kausaler Zusammenhang noch nicht bewiesen

Die Studie liefert interessante neue Erkenntnisse darüber, wie sich der Kontakt mit Haustieren auf die Wahrscheinlichkeit von Nahrungsmittelallergien auswirkt, und zwar sowohl positiv als auch negativ. Allerdings bleibt die Frage, ob tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht. Das liegt daran, dass die von den Forschern analysierten Daten von den untersuchten Familien selbst geliefert wurden (wenn auch ergänzt durch medizinische Daten, die während des ersten Drittels der Schwangerschaft, während der Geburt und während des Kontrollmonats erhoben wurden). „Unsere Studie war keine Interventionsstudie, so dass ein eindeutiger kausaler Zusammenhang nicht nachgewiesen werden kann“, betont Okabe.

Folgestudien

Dennoch weisen die Studienautoren darauf hin, dass die Ergebnisse für die künftige Forschung über die Mechanismen von Nahrungsmittelallergien bei Kindern hilfreich sein könnten. Denn auch wenn noch nicht abschließend bewiesen ist, dass Haustiere etwas damit zu tun haben, ist es ein interessantes und vielversprechendes Thema, das einer näheren Betrachtung unterzogen werden sollte: „Ein kontinuierlicher Kontakt mit Hunden und Katzen von der fötalen Entwicklung bis zum Säuglingsalter könnte möglicherweise das Risiko von Nahrungsmittelallergien verringern“, schließt Okabe. „Dies könnte möglicherweise auch die Bedenken einiger Eltern zerstreuen, dass Hunde und Katzen tatsächlich bestimmte allergische Erkrankungen verursachen.“

Leider sind Nahrungsmittelallergien noch immer nicht heilbar. Die Forscher machen jedoch Fortschritte bei der Immuntherapie. Vor kurzem haben Wissenschaftler gezeigt, dass die Erdnussallergie mit Erdnüssen bekämpft werden kann: Wenn allergische Kinder kleine Dosen gekochte Erdnüsse essen, können sie zunehmend resistent werden. Bis zu 80 Prozent der Teilnehmer konnte auch nach der betreffenden Studie eine Handvoll Erdnüsse bedenkenlos essen. Aber natürlich ist Vorbeugen besser als Heilen. Vielleicht ist es also gar keine so schlechte Idee - nur zur Sicherheit - sich einen Hund oder eine Katze als Haustier zuzulegen.

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