Dienstag, 9. Mai 2023

Eine Handvoll Walnüsse wirkt Wunder für das Gehirn von Jugendlichen



Dass Nüsse gesund sind, wissen wir inzwischen. Auch ihre positive Wirkung auf das Gehirn ist durchaus bekannt. Aber noch nie wurde dies so deutlich gezeigt wie in einer neuen Studie. Es scheint, dass eine bestimmte Art von Omega-3-Fettsäuren in Walnüssen eine positive Wirkung auf das Gehirn vor allem junger Menschen hat.

ALA: Lebensnotwendige Omega-3-Fettsäure

Unser Körper braucht die essenzielle Fettsäure Alpha-Linolensäure, kurz ALA. Diese wird weder vom Körper selbst hergestellt noch im Fettgewebe gespeichert - im Gegensatz zur anderen essenziellen Omega-6-Fettsäure Linolsäure, die Bestandteil der menschlichen Haut ist. Idealerweise sollte ein halbes Prozent der gesamten täglichen Energiezufuhr aus ALA bestehen. Bei Erwachsenen sind das etwa zwei bis drei Gramm pro Tag. Alpha-Linolensäure spielt eine grundlegende Rolle bei der Entwicklung des Gehirns, insbesondere im Alter zwischen 11 und 16 Jahren. Spanische Wissenschaftler hielten es daher für eine gute Idee, eine Studie über die Wirkung von Walnüssen auf die Gehirnfunktion von Jugendlichen durchzuführen.

Bessere Konzentration

700 Sekundarschüler verschiedener Schulen im Alter von 11 bis 16 Jahren nahmen an der Studie teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: die Kontrollgruppe, die so aß wie üblich, und die Versuchsgruppe, die 30 Gramm Walnüsse erhielt. Sie sollten jeden Tag eine Portion Walnüsse essen und aufschreiben, ob die Nüsse tatsächlich gegessen wurden. Die Studie dauerte sechs Monate.

Und die Ergebnisse waren bemerkenswert: Die Kinder, die mindestens 100 Tage lang Walnüsse gegessen hatten - egal, ob sie die Nüsse jeden Tag aßen, solange es mindestens 100 von 183 Tagen waren - hatten eine verbesserte Aufmerksamkeitsspanne. Das Verhalten der Kinder, die an ADHS (einer Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität) litten, verbesserte sich deutlich. Im Durchschnitt waren sie im Unterricht viel aufmerksamer und weniger hyperaktiv.

Hormoneller Wandel

„Die Zeit des Erwachsenwerdens ist eine Zeit großer biologische Veränderungen im Körper eines heranwachsenden Kindes. Es kommt zu einer hormonellen Umstellung. Dadurch wird das Wachstum der Synapsen im frontalen Kortex, dem Frontallappen der Großhirnrinde an der Stirnseite des Gehirns, der für komplexe Verhaltensweisen und Gefühle zuständig ist, angeregt. Dieser Prozess wird als neuropsychologische Reifung bezeichnet. Nervenzellen, die gut mit der Fettsäure ALA versorgt werden, bilden mehr neue und stärkere Synapsen, was zu beeindruckenden Ergebnissen führt“, erklärt Studienautor Jordi Julvez.

Fließende Intelligenz

Nicht nur die Aufmerksamkeitsspanne der walnussessenden Schüler verbesserte sich deutlich, sondern auch eine kognitive Funktion, die als fluides Denken oder fließende Intelligenz bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um die Fähigkeit zum abstrakten Denken und Lösen von Problemen in neuen Situationen. „Dies wird auch als die angeborene (genetische Komponente der) Intelligenz bezeichnet, die intellektuelle Begabung. Sie hat weniger mit dem Lernprozess zu tun. Wir haben das Niveau des fluiden Denkens in einer Skala festgehalten, in dem wir den Kindern immer komplexere Tests vorgelegt haben, wie zum Beispiel die Mustererkennung bei Buchstabenreihen“, so Julvez.

Je öfter, desto besser

Lange nicht alle Kinder aßen ihre Walnüsse täglich, so dass die kognitiven Vorteile nur bei dem Teil der Versuchsgruppe zu finden waren, der die zusätzliche Alpha-Linolensäure an mehr als 100 von 183 Tagen gegessen hatte. „Wenn man die Kontrollgruppe und die Versuchsgruppe als Ganzes vergleicht, konnten wir keine signifikanten Unterschiede feststellen, aber wenn man die Teilnehmer hinzunimmt, die die vorgeschriebene Menge Walnüsse am häufigsten gegessen hatten, war tatsächlich ein positiver Effekt in Bezug auf die neuropsychologischen Funktionen sichtbar“, sagen die Forscher.

Gesunde Ernährung beibehalten

Die Studie macht deutlich, dass eine gesunde Ernährung sehr wichtig für die kognitive und psychologische Entwicklung eines Kindes ist. „Wenn Jungen und Mädchen jeden Tag oder mindestens dreimal pro Woche eine Handvoll Walnüsse essen, werden sie Fortschritte in allen möglichen kognitiven Bereichen feststellen. Die Pubertät ist eine Zeit, in der das Gehirn eine enorme Entwicklung durchmacht. Komplexes Verhalten und Emotionen erfordern viel Energie und Nährstoffe. Es ist wichtig, dass diese kontinuierlich wieder aufgefüllt werden“, sagt die Hauptautorin der Studie Ariadna Pinar.

Die Wissenschaftler werden demnächst untersuchen, wie sich der Verzehr von Walnüssen und anderen Nusssorten auf schwangere Frauen und ihr ungeborenes Kind auswirken. Der Schwerpunkt wird auch hier auf der kognitiven und psychologischen Entwicklung des Menschen liegen. Diese Folgestudie geht noch einen Schritt weiter und wird auch die Ernährung des Kindes und die Entwicklung der Gehirnfunktion über mehrere Jahre nach der Geburt verfolgen.

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