Dienstag, 2. Mai 2023

Neuer Auslöser für Depressionen entdeckt



Glycin, eine gängige Aminosäure, die in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird, um die Stimmung zu verbessern und den Schlaf zu fördern, kann nach jüngsten Forschungsergebnissen schwere Depressionen und Angstzustände auslösen.

 

Glycin, das unter anderem in Fisch, Milchprodukten und Gemüse enthalten ist, kann dem Gehirn signalisieren, dass es langsamer werden soll. Das trägt wahrscheinlich zu schweren Depressionen, Angstzuständen und anderen Stimmungsstörungen bei. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde.

Gesellschaftliches Problem

Diese Erkenntnis könnte den Forschern zufolge dazu beitragen, neue schneller wirkende Medikamente für diese bekanntermaßen schwer zu behandelnden Krankheiten zu entwickeln.

„Die meisten Medikamente für Menschen mit Depressionen wirken erst nach Wochen, wenn sie überhaupt wirken. Wir brauchen wirklich neue und bessere Möglichkeiten“, sagt Kirill Martemyanov, der Neurowissenschaftler, der die Studie leitete.

Schwere Depressionen gehören zu den dringendsten Gesundheitsproblemen der Welt. Die Krankheit hat in den letzten Jahren weltweit zugenommen, insbesondere bei jungen Erwachsenen. In einem europäischen Bericht aus 2019 heißt es, dass die psychische Gesundheit der 72 Millionen Jugendlichen in Europa „besonders besorgniserregend“ ist. Bis zu 14 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind von einer Depression bedroht. Frauen haben ein höheres Risiko für depressive Beschwerden als Männer.

Blockierung von Rezeptoren

Bemerkenswert ist, dass Glycin gerade als stimmungsaufhellendes Nahrungsergänzungsmittel verkauft wird. Martemyanov zufolge liegt das daran, dass es verschiedene Zelltypen unterschiedlich beeinflusst. In einigen Zellen sendet es anregende Signale, in anderen Zellarten dagegen verlangsamende Signale. Wenn das passiert, wird das Gehirn anfälliger für Stress. Mit der Zeit kann dies bei Erwachsenen zu Angstzuständen und Depressionen führen.

Die Wissenschaftler von der Universität Florida haben diese Entdeckung nach 15 Jahren Forschung gemacht. Sie vermuten nun, dass man Depressionen bekämpfen kann, indem man die Glycinrezeptoren im Körper blockiert. Das, so sagen, die Forscher, könnten die Krankheit bei Menschen, die eine Veranlagung für Depressionen haben, verhindern.

„Wir brauchen dringend neue Therapien gegen Depressionen“, sagt Martemyanov. „Wenn wir uns auf diese Rezeptoren richten können, könnte das logischerweise helfen. Daran arbeiten wir jetzt.“

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