Montag, 31. Juli 2023

Durch diese Berufe haben Frauen ein höheres Risiko für Eierstockkrebs



Frauen in bestimmten Berufen haben laut neuen Studien ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs.

 

Bei möglichen Ursachen für Krebs denkt man vor allem an Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder zu wenig Bewegung, aber jetzt stellt sich heraus, dass auch Frauen in bestimmten Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko haben, in diesem Fall für Eierstockkrebs. Vor allem Friseurinnen, Bauarbeiterinnen, Bekleidungsverkäuferinnen, Buchhalterinnen und Kosmetikerinnen haben ein besonders hohes Erkrankungsrisiko.

 

Als Ursache wird die Belastung durch bestimmte Chemikalien wie Talgpuder, Ammoniak oder Bleichmittel vermutet. Die Forschenden verglichen knapp 500 kanadische Frauen, die zwischen 2010 und 2016 an Eierstockkrebs erkrankt waren, mit knapp 900 Frauen aus Kanada, die nicht erkrankt waren. Was auffiel: Mehr Frauen mit Krebs hatten ein niedrigeres Bildungsniveau, nahmen die Pille nicht so lange ein und hatten weniger oder keine Kinder verglichen mit der Kontrollgruppe. Dies alles sind bekannte Risikofaktoren für die Krankheit.

Lange Belastung durch Chemikalien

Die Forschenden untersuchten die Berufsgruppen, in denen die Frauen arbeiteten, und den Zusammenhang mit der Belastung durch 29 häufig verwendete Chemikalien bei ihrer Arbeit. Dabei kam etwas Bemerkenswertes heraus: Frauen, die mindestens zehn Jahre lang als Friseurinnen oder Kosmetikerinnen arbeiteten, hatten ein dreimal höheres Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken. Diejenigen, die genau so lange als Buchhalterinnen tätig waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko, zu erkranken. Auch die Arbeit im Baugewerbe verdreifachte das Risiko. Frauen, die in einem Bekleidungsgeschäft arbeiteten, hatten ein um 85 Prozent höheres Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, und auch die Arbeit in anderen Geschäften erhöhte das Risiko immer noch um 45 bis 59 Prozent.

Um das Risiko mit mindestens 40 Prozent zu erhöhen, mussten die Frauen mindestens acht Jahre lang in dem betreffenden Beruf arbeiten, was eine längere Belastung mit Stoffen wie Talkumpuder, Ammoniak, Wasserstoffperoxid, Haarstaub, Kunstfasern, Polyesterfasern, Haarfärbemittel, Formaldehyd, Benzin, Bleichmittel und Gas aus Sprühdosen bedeutete. Vor allem Friseurinnen, Kosmetikerinnen und Frauen in verwandten Berufen werden bei ihrer täglichen Arbeit mit solchen Giftstoffen konfrontiert. Es ist noch unklar, ob der Zusammenhang mit Eierstockkrebs auf eine einzelne Substanz oder eine Kombination oder sogar auf andere Faktoren am Arbeitsplatz zurückzuführen ist.

Kleine Studiengruppe

Die Wissenschaftler fügen ihren Ergebnissen einige Vorbehalte hinzu. Die Zahl der Frauen in bestimmten Hochrisikosektoren wie Druckerei, Textilproduktion oder chemische Reinigung war eigentlich zu gering, um allzu große Schlussfolgerungen zu ziehen. Und einige statistisch bedeutende Zusammenhänge könnten auf Zufall beruhen, so die Forscher. Um die Ergebnisse zu bestätigen, sind daher Folgestudien erforderlich. Dann könnten auch andere möglich Berufsfaktoren untersucht werden, die eine Rolle spielen. Dennoch kommen sie zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse deutlich machen, dass bestimmte Berufe und die damit zusammenhängende Belastung mit Chemikalien wahrscheinlich das Risiko für Eierstockkrebs erhöhen.

Frauen sind unterrepräsentiert

Dass dieser Effekt erst jetzt bekannt wird, liegt daran, dass Frauen in Studien über den Zusammenhang zwischen Berufen und Krebs zu wenig vertreten sind. „Dies ist seit längerem bekannt, aber die Untersuchung der beruflichen Risiken von Frauen muss noch verbessert werden“, schreiben die Wissenschaftler in einem Kommentar. „Indem wir Frauen nicht in die Forschung einbeziehen, verpassen wir die Chance, Risikofaktoren für frauenspezifische Unterschiede im Risiko herauszufinden und die Belastung durch bestimmte Stoffe in Berufen zu untersuchen, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind“, schlussfolgern sie.

Eierstockkrebs in Deutschland

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 7.300 Frauen an Eierstockkrebs, der am Anfang meist keine Beschwerden macht und deshalb häufig erst spät entdeckt wird. Die Frauen sind bei der Diagnose meist zwischen 55 und 85 Jahren alt. Weil sie lange keine Beschwerden haben, hat der Krebs bei 75 Prozent der Betroffenen bereits Tochtergeschwülste im Bauchraum gebildet, wenn die Diagnose gestellt wird. Die Prognosen sind dann auch ungünstig: nur 38 Prozent der Frauen überlebt fünf Jahre nach der Diagnose. Bei ungefähr zehn Prozent der Erkrankungen liegt eine erbliche Veranlagung vor. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor ist die Anzahl der Eisprünge im Laufe des Lebens. Diese Zahl ist höher bei einer frühen ersten Menstruation, späten Wechseljahren, wenigen oder keinen Kindern, fehlender oder kurzer Stillzeit und keiner oder nur kurzer Einnahme der Pille.

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