Dienstag, 29. August 2023

Beeinflusst der Name die Persönlichkeit?



Bei manchen Namen bekommt man sofort ein Bild davon, wie diese Person ist. Aber hat ein Name wirklich Einfluss auf den Charakter?

 

Sind Sie gerade auf der Suche nach einem Namen für Ihren zukünftigen Sprössling? Einigen Forschern zufolge kann diese Wahl die Persönlichkeit und den Lebensweg beeinflussen. Ist das wirklich so?

Menschen beurteilen andere nach ihrem Namen

Wie wirkt sich der Name auf den Charakter aus? Möglicherweise durch das Bild, das andere von Ihnen bekommen, sobald sie den Namen hören. Menschen beurteilen nämlich schnell die Persönlichkeit nur aufgrund eines Namens.

Haben Sie zum Beispiel einen Namen, der leicht auszusprechen ist? Dann hat man ein positiveres Bild von Ihnen als von jemandem, dessen Name schwer auszusprechen ist. Das fanden Wissenschaftler der Universität von Melbourne heraus. Sie entdeckten auch, dass Rechtsanwälte mit leicht auszusprechenden Nachnamen in ihren Kanzleien höhere Positionen einnehmen als Anwälte mit zungenbrecherischen Nachnamen, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft.

Auch der Vorname kann dafür sorgen, dass Menschen Sie anders beurteilen, stellten Psychologen der University of Calgary fest. Jemand mit einem weichen und fließenden Vornamen wie Emma oder Noël wird zum Beispiel als freundlich, sorgfältig und emotional angesehen. Während wir Menschen mit härteren, weniger fließend klingenden Namen wie Kiki oder Erik als extrovertiert wahrnehmen.

Einfluss auf die Identität?

Wie können diese gesellschaftlichen Erwartungen die Persönlichkeit verändern? Vielleicht passen Menschen sich unbewusst an diese Erwartungen an und beeinflusst der Name über ein gesellschaftliches Klischee wahrscheinlich das Aussehen.

Haben die Erwartungsmuster Ihres Namens auf dieselbe Weise Einfluss auf den Charakter? Dieser Einfluss scheint weniger stark zu sein. So zeigte eine Studie über fließende Namen, dass Emma in der Praxis nicht freundlicher ist als Kiki. Bislang gibt es also keinen deutlichen Beweis, dass Ihr Name durch die Erwartungen Ihrer Mitmenschen Ihre Persönlichkeit beeinflusst.

Ihr Name hat keinen Einfluss auf Ihre Karriere

Einige Wissenschaftler glauben jedoch, dass Ihr Name auf andere Weise Ihr Leben manipuliert. Die ersten Buchstaben Ihres Namens sollen teilweise die Wahl des Berufes und des Wohnortes bestimmen. Wissenschaftler der State University of New York entdeckten nämlich, dass in Milwaukee auffallend viele Mildreds wohnen und in Jacksonville besonders viele Jacks. Allerdings könnten die Städtenamen natürlich auch die Eltern zur Namenswahl angeregt haben.

Neben Verbindungen zwischen Namen und Wohnorten fanden die Wissenschaftler auch eine Verbindung zwischen Namen und Berufen. So sind Dennis und Dena häufiger Zahnarzt, als man zufällig erwarten würde. Vielleicht beeinflusst also die Vorliebe für den eigenen und ähnlich klingende Namen die Entscheidungen im Leben.

Kein Zusammenhang zwischen Name und Berufswahl

Leider machten die Wiederholungen dieser Forschungen diese Vermutung zunichte. Dabei zeigte sich, dass Dennis zwar häufiger Zahnarzt ist, als man erwarten würde, aber auch häufiger Rechtsanwalt, als man zufällig vermuten würde. Der Zusammenhang zwischen Namen und Berufswahl scheint also doch ein Zufall zu sein.

Kurz gesagt, Ihr Name beeinflusst zwar, wie andere Menschen Sie sehen, aber nicht Ihre Lebensentscheidungen oder Ihre Persönlichkeit. Zum Glück, denn das nimmt zukünftigen Eltern ein wenig den Druck bei der Namenswahl. Trotzdem gibt es immer noch andere Nachteile, die mit einem besonderen Vornamen verbunden sind.

Darum geben wir Dingen einen Namen

Man kann natürlich auch Geräten Namen geben, aber ob das auf ihre Funktionsweise Einfluss hat, ist noch nicht erforscht. Trotzdem bekommen Autos und Haushaltsgeräte oft einen Kosenamen. Und auch die Unterhaltung mit leblosen Dingen ist häufiger zu beobachten, als man denkt. Das geht bei manchen Menschen sogar so weit, dass sie sich bei leblosen Dingen entschuldigen, die überhaupt keinen Schmerz empfinden können. Zum Beispiel wenn die Pfote von Teddy, dem Bären, zwischen die Tür gerät. Oder man beruhigt die Waschmaschine, die schon zehn Minuten mit einem nachdrücklichen Piepen darauf aufmerksam macht, dass der Waschvorgang beendet ist: „Ja, ich bin schon unterwegs.“

Doch nicht jeder ist lieb zu seinen (Haushalts-)Geräten. Computer müssen regelmäßig Schimpftiraden über sich ergehen lassen, wenn sie nicht so funktionieren wie erwartet und auch Navigationsgeräte können böse Widerworte erleben, wenn man einem Ort wenden soll, wo das nicht möglich ist.

Anthropomorphismus hilft gegen Einsamkeit

Das „Vermenschlichen“ von Geräten durch die Namensgebung ist ein viel vorkommendes Phänomen. Aber warum tun Menschen das? Ist es nicht ziemlich dumm, mit etwas zu reden, von dem man weiß, dass es einen nicht hören kann?

Die Sozialpsychologin Barbara Müller promovierte 2013 über Anthropomorphismus, die offizielle Bezeichnung für das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften an Dinge. Müller zufolge vermenschlichen wir Dinge, weil wir glauben, die Welt auf diese Weise besser zu verstehen. Aber auch, weil wir einfach gerne mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen. Und wenn gerade keine Menschen zur Verfügung stehen, greifen wir auf Tiere, Pflanzen und Gegenstände zurück.

Das ist doch sehr gesellig?

Die meisten Menschen wird dieses Verhalten nicht überraschen und manch einer denkt, dass man viel glücklicher ist, wenn man mit Dingen spricht. Zumindest fühlt man sich weniger einsam. Menschen mit geringen sozialen Kontakten neigen tatsächlich mehr zum Anthropomorphismus, wie Studien der University of Chicago 2008 gezeigt haben. Obwohl es natürlich für einsame Menschen traurig ist, in solch einer Situation zu landen. Es ist für sie aber eine hilfreiche Methode, um das Fehlen menschlicher Kontakte aufzufangen.

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