Montag, 16. Oktober 2023

Langes Sitzen erhöht bei über 60-Jährigen das Demenzrisiko



Langes Sitzen erhöht das Demenzrisiko deutlich, aber es gibt Hoffnung für alle Schreibtischsitzer.

 

Ob Sie sich nun ordentlich im Garten austoben, ein Stück mit dem Hund durch den Wald wandern oder dreimal pro Woche im Fitnessstudio trainieren: Das macht keinen Unterschied. Wichtig ist, dass Sie überhaupt etwas tun. Eine neue amerikanische Studie zeigt, dass für über 60-Jährige das Demenzrisiko stark ansteigt, wenn sie mehr als zehn Stunden täglich sitzen.

Sitzzeit hat in den letzten Jahren zugenommen

Bundesbürger sitzen an Werktagen im Durchschnitt 9,2 Stunden täglich. Das ist eine halbe Stunde mehr als noch 2021 und 1,7 Stunden mehr als noch 2015. Am längsten sitzen die 18- bis 29-Jährigen mit mehr als zehn Stunden pro Tag. Aber auch die über 66-Jährigen verbringen immerhin noch 7,5 Stunden sitzend, was das Risiko für Demenz erhöht. Bemerkenswert ist, dass es egal ist, ob man zehn Stunden hintereinander sitzt oder zwischendurch häufiger etwas anderes macht, aber insgesamt zehn Stunden überschreitet.

Gesamte Sitzzeit

„Die meisten Menschen kennen die Empfehlung, um während des Sitzens jede halbe Stunde kurz aufzustehen oder kurz zu herumzulaufen. Wir wollten wissen, ob dieses Muster mit dem Risiko für Demenz zusammenhängt“, erklärt Studienleiter Professor David Raichlen von der University of Southern California. „Wir waren daher sehr überrascht, dass es für das Demenz-Risiko nichts ausmachte, wie lange das Sitzen dauerte, sondern dass es um die gesamte Sitzzeit geht“, so Raichlen.

Über 60-Jährige in Bewegung

Die Wissenschaftler haben Daten aus der UK Biobank genommen, in der Daten von mehr als einer halben Million Briten gespeichert sind. Mehr als 100.000 Teilnehmer trugen eine Woche lang 24 Stunden pro Tag einen Beschleunigungsmesser, der ihre Bewegungen maß. Von besonderem Interesse war dabei eine Gruppe von 50.000 Personen, die über 60 Jahre alt waren und nicht an Demenz litten. Diese Personen wurden sechs Jahre lang beobachtet, wobei bei 414 von ihnen eine Demenz festgestellt wurde.

Aber war das auf das Sitzen zurückzuführen? Um das herauszufinden, mussten die Wissenschaftler zunächst demografische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand, ethnische Zugehörigkeit, chronische Krankheiten und genetische Unterschiede korrigieren. Und natürlich Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und selbst beurteilte psychische Gesundheit berücksichtigen.

50 Prozent höheres Risiko

Und ja, nach einem umfangreichen Test wurde festgestellt, dass viel Sitzen mit einem höheren Demenzrisiko verbunden sein könnte. „Die Gruppe, die mehr als zehn Stunden pro Tag saß, hatte ein um 50 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken“, so Raichlen. Bei denjenigen, die nicht länger als zehn Stunden saßen, gab es dagegen kaum ein Problem. „Wir waren überrascht, dass das Demenzrisiko nach zehn Stunden Sitzen am Tag schnell anstieg, dass aber kein erhöhtes Risiko bestand, wenn die Menschen nicht länger als zehn Stunden am Tag saßen“, erklärt Psychologieprofessor Gene Alexander von der University of Arizona.

Beruhigung für Büroangestellte

„Dies kann für Menschen mit Bürojobs, die lange Zeit am Stück sitzen, beruhigend sein. Solange sie die Gesamtzeit, die sie im Sitzen verbringen, begrenzen, ist das Demenzrisiko nicht allzu hoch“, antwortet Raichlen. Er betont jedoch, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um zu zeigen, dass viel Sitzen tatsächlich die Ursache für das erhöhte Demenzrisiko ist und ob körperliche Aktivität das Risiko verringern kann.

Wie es sein kann, dass Sitzen das Demenzrisiko erhöht, ist nicht ganz klar. „Es könnte sein, dass das viele Sitzen mit einer veränderten Durchblutung des Gehirns zusammenhängt oder dass es eine Verbindung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Es könnte aber auch sein, dass es eine unbekannte externe Variable gibt, die wir durch die Gesamtsitzzeit sehen“, mein Raichlen.

Weniger Sitzen

Was können wir also am besten tun, um das Demenzrisiko zu verringern? „Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass das Risiko am geringsten ist, wenn wir weniger sitzen. Wir wissen noch nicht, welche Art von Bewegung am besten ist, aber es ist wichtig, weniger zu sitzen und dies durch eine aktivere Tätigkeit zu ersetzen“, so die Schlussfolgerung.

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