Donnerstag, 25. Januar 2024

Bluttest zur Diagnose von Alzheimer rückt näher

Zukünftig kann Alzheimer mit einem Bluttest einfacher und schneller diagnostiziert werden (Foto: pixabay.com)


Ein einfacher Bluttest zur Diagnose von Alzheimer ist einen großen Schritt näher gerückt. Und das ist eine unvorstellbar gute Nachricht, sagen Experten.

 

In absehbarer Zeit könnte der Test auch allgemein verfügbar sein. Der große Vorteil ist, dass die Krankheit dann viel schneller diagnostiziert und somit besser behandelt werden kann. Wie genau funktioniert der Test? Es dreht sich alles um das bekannte Tau-Protein, genauer gesagt um p-tau217. Wenn sich dieses zusammen mit Amyloid-Proteinen im Gehirn ansammelt, kann Alzheimer entstehen. Und dieses Tau-Protein kann nun im Blut nachgewiesen werden. Menschen mit Alzheimer bilden nämlich siebenmal mehr davon. Durch den Bluttest wird die Diagnose viel einfacher und weniger unangenehm. Aktuell vergeht oft mehr als ein Jahr und bei Patienten unter 65 Jahren sogar vier Jahre bis zur Diagnosestellung.

Allgemein verfügbar

Bluttests sind schon seit einiger Zeit in Vorbereitung, aber jetzt scheint einer allgemein verfügbar zu werden, der zudem besser funktioniert als alle anderen Tests. Die Messungen ähnelten den Biomarkern in der Rückenmarksflüssigkeit. „Der Bluttest war sehr genau beim Auffinden erhöhter Werte des Tau-Proteins“, schreiben die schwedischen Forscher von der Universität Göteborg. „Dies ist besonders wichtig, weil Anti-Amyloid-Behandlungen bei Patienten, bei denen die Anhäufung von Tau-Protein bereits fortgeschritten ist, weniger wirksam sind.“

Sie argumentieren auch, dass Bluttests für p-tau217 schon seit einiger Zeit vielversprechend sind, dass aber eine umfassende Auswertung durch die begrenzte Verfügbarkeit kommerzieller Tests behindert wurde. Die Schweden haben nun 786 Personen mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren untersucht. Etwa ein Drittel litt unter kognitiven Beeinträchtigungen. Der p-tau217-Test schnitt besser ab als alle anderen Bluttests, die zum Beispiel auf Amyloid-Beta oder p-tau181 getestet wurden.

Viele Fragen offen

Es ist erstaunlich, dass ein kommerziell verfügbarer Bluttest so genau ist, auch wenn noch weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind. Funktioniert der Test beispielsweise auch in großem Umfang und bei verschiedenen Zielgruppen noch so gut? Und was ist mit Patienten mit anderen Krankheiten, bei denen p-tau217 erhöht ist? Fragen, die in Folgestudien mit dem sogenannten ALZpath-Test beantwortet werden könnten. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers könnte der Test bereits im nächsten Jahr bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingereicht werden.

Diagnose in frühem Stadium

Und das ist nach Ansicht von Experten eine gute Nachricht. „Diese Studie ist ein sehr willkommener Schritt in die richtige Richtung, denn sie zeigt, dass Bluttests ebenso genau sind wie langwierige und teure Test, die vorhersagen, ob jemand Merkmale von Alzheimer im Gehirn hat“, sagt der Direktor für Forschung und Innovation, Richard Oakley von der britischen Alzheimer-Stiftung. „Außerdem scheinen bei einigen Alzheimer-Patienten keine Folgetests erforderlich zu sein, was den Diagnoseprozess erheblich beschleunigen kann.“ Dies ist wichtig für das Behandlungstrajekt. „Es gibt möglicherweise bahnbrechende neue Medikamente, die die Alzheimer-Krankheit in Zukunft verlangsamen könnten, aber dafür muss die Krankheit in einem frühen Stadium diagnostiziert werden.“ Hierfür ist ein Bluttest unerlässlich.

Forschungsleiterin Sheona Scales von Alzheimer’s Research UK pflichtet ihm bei: „Menschen mit Demenz müssen heute oft unakzeptabel lange warten, aber da endlich neue Behandlungsmöglichkeiten in Sicht sind, war es noch nie so wichtig, die Diagnose von Menschen mit möglichen Symptomen zu beschleunigen. Inzwischen gibt es mehrere Bluttests, aber Studien wie diese sind entscheidend, um herauszufinden, welcher der genaueste ist. Denn bevor ein Bluttest zu einem Standard-Diagnoseinstrument werden kann, muss unabhängig nachgewiesen werden, dass er mindestens so genau ist wie die derzeitigen Tests, beispielsweise die Lumbalpunktion (Rückenmarkspunktion). Diese Studie scheint zu zeigen, dass die Messung von p-tau217 besser funktioniert als andere Bluttests und genauso gut wie eine Punktion.“

Qualitativ gute Studie

Zur Studie selbst fügt sie hinzu: „Besonders vielversprechend ist, dass die Forscher die Teilnehmer sehr strikt in drei Gruppen eingeteilt haben: eine mit Teilnehmern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit an Alzheimer erkrankt sind, eine Gruppe, die es höchstwahrscheinlich nicht hat und eine Gruppe, die dazwischen liegt und weitere Untersuchungen benötigt. Der Bluttest könnte den Bedarf an zusätzlichen Tests um etwa 80 Prozent senken, sagen die Wissenschaftler voraus.“

Bevölkerungsscreening möglich

Die Methode kann jedoch viel breiter eingesetzt werden, zum Beispiel für ein Bevöllkerungsscreening, schlägt Professor David Curtis vom University College London vor. „Wenn eine wirksame Behandlungsmethode zur Verfügung steht, die das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verhindern kann, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir in der Lage sind, Menschen mit einem hohen Risiko zu identifizieren, bevor sie erkranken. Diese Studie zeigt, dass ein einfacher Bluttest dies leisten kann. Dies könnte enorme Vorteile mit sich bringen. Alle über 50-Jährigen könnten sich alle paar Jahre untersuchen lassen, so wie man heute regelmäßig den Cholesterinspiegel testen lässt. Möglicherweise wirken die heutigen Behandlungen gegen Alzheimer auch besser, wenn Menschen sehr früh diagnostiziert werden. Allerdings ist es besonders wichtig, dass es eine bessere Behandlung gibt. Die Kombination aus einem einfachen Screening-Test und einer wirksamen Alzheimer-Behandlung wird einen enormen Einfluss auf die Volksgesundheit haben“, klingt es hoffnungsvoll.

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