Darmkrebs tritt immer häufiger bei jüngeren Menschen auf, wie eine großangelegte Untersuchung der Krebsraten in Europa zeigt. Es ist das erste Mal, dass in der EU ein Anstieg der Todesfälle durch Darmkrebs bei jungen Erwachsenen vorhergesagt wird. Übergewicht, aber auch übermäßiger Alkoholkonsum sind die wichtigsten Ursachen.
Die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern sind groß: Im Vergleich zu 2018 wird die Zahl der Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren, die an Darmkrebs sterben, in Großbritannien bis 2024 um fast 40 Prozent ansteigen, bei Männern 26 Prozent. In Italien beschränkt sich der Anstieg auf 2,6 Prozent bei Frauen und 1,5 Prozent bei Männern, während bei spanischen und polnischen jungen Männern die Darmkrebs-Todesfälle um 5,5 bis 6 Prozent zunehmen werden. Deutsche Frauen sterben wiederum mehr als 7 Prozent häufiger an der Krankheit als vor fünf Jahren.
Übergewicht und Alkoholkonsum
„Die Hauptfaktoren für den Anstieg bei jungen Menschen sind Übergewicht, Fettleibigkeit und damit zusammenhängende Gesundheitsprobleme wie hoher Blutzucker und Diabetes“, erklärt der Wissenschaftler Professor Carlo La Vecchia von der Universität Mailand. „Weitere Gründe sind der Anstieg des übermäßigen Alkoholkonsums in Mittel- und Nordeuropa und die Abnahme der körperlichen Aktivität.“
Alkoholkonsum wird mit Darmkrebs in jungen Jahren in Verbindung gebracht. In Ländern, in denen weniger Alkohol getrunken wird als früher, wie in Frankreich und Italien, ist kaum ein Anstieg der Sterblichkeit zu verzeichnen. Darmkrebs ist in jungen Jahren oft aggressiver, und die Überlebensraten sind niedriger als bei einer Diagnose in höherem Alter. „Die Regierungen sollten mehr tun, um die Menschen zu bewegen, die Zahl der Übergewichtigen und Fettleibigen zu verringern und dafür zu sorgen, dass weniger Alkohol getrunken wird“, meint der Wissenschaftler.
Früher mit der Vorsorge beginnen
„Wenn es um Vorbeugung geht, sollten die Regierungen in Erwägung ziehen, die Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs bereits im Alter von 45 Jahren zu beginnen. Ein Anstieg der Darmkrebsfälle bei jungen Menschen hat bereits dazu geführt, dass auch in den USA empfohlen wird, mit dem Screening bereits mit 45 Jahren zu beginnen“, so La Veccia.
Die Wissenschaftler analysierten die Krebssterblichkeitsraten in den 27 EU-Ländern insgesamt, wobei sie sich auf die größten Länder Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien konzentrierten. Sie verglichen die Daten von 1970 bis 2018. Es ist das 14. Mal in Folge, dass sie diese Vorhersagen machen, und zum ersten Mal überhaupt sehen sie einen steigenden Trend für Darmkrebs bei jungen Menschen, aber es gibt auch gute Nachrichten: Für alle Krebsarten sinkt die Sterblichkeitsrate bei Männern um 6,5 Prozent, von 132 pro 100.000 Menschen im Jahr 2018 auf 123 pro 100.000 im Jahr 2024. Bei Frauen sinkt die Sterblichkeitsrate um 4 Prozent von 82,5 auf 79 pro 100.000 Menschen.
Tödlichste Form von Krebs
Doch während die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs langsam zurückgeht, weil weniger geraucht wird, ist Darmkrebs sogar auf dem Vormarsch. Nach Lungenkrebs ist er heute die zweittödlichste Krebsart bei Männern und die dritthäufigste Todesursache bei Frauen (nach Lungen- und Brustkrebs). Noch schlimmer ist, dass Darmkrebs bei Nichtrauchern die tödlichste Krebsart ist. Allerdings sind auch hier die Sterblichkeitsraten rückläufig: Im Vergleich zu 2018 sind die Todesfälle durch Dickdarmkrebs bei Männern um 5 Prozent und bei Frauen um 9 Prozent zurückgegangen.
„Diese positiven Trends lassen sich durch eine bessere Diagnose und Behandlung von Dickdarmkrebs erklären. Die Sterblichkeitsraten scheinen in Ländern mit besseren Screening- und Früherkennungsmöglichkeiten zu sinken. Besorgniserregend ist jedoch die steigende Zahl der Todesfälle bei jungen Menschen.“
Nicht rauchen bleibt besonders wichtig
Insgesamt bleibt der Verzicht auf das Rauchen von größter Bedeutung. „Rauchen ist weiterhin für 25 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern und 15 Prozent bei Frauen in der EU verantwortlich. Rauchen ist nicht nur die Hauptursache für Lungenkrebs, sondern auch für andere Krebsarten, wie etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Kontrolle des steigenden starken Alkoholkonsums in Mittel- und Nordeuropa.“
Es ist auch wichtig, die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern zu verringern. „Die Sterblichkeitsraten sind in Polen und anderen mittel- und osteuropäischen Ländern nach wie vor höher, was zum Teil auf unzureichende Vorsorgeuntersuchungen zur rechtzeitigen Erkennung von beispielsweise Brust- und Darmkrebs zurückzuführen ist, aber auch darauf, dass in diesen Ländern weniger moderne Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen“, so La Veccia abschließend.
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