Dienstag, 20. Februar 2024

Frauen benötigen für die Gesundheit weniger Bewegung als Männer

Frauen benötigen für den gleichen Gesundheitsvorteil weniger Bewegung als Männer (Foto: pixabay.com)


Eine gute Nachricht für Frauen: Sie müssen viel weniger Sport treiben, um dennoch die Vorteile eines Work-outs zu erfahren. Obwohl Sport für jeden gesund ist, gilt das für Frauen jetzt noch mehr.

 

Es ist wirklich wahr: Frauen müssen sich viel weniger bewegen als Männer, um ihr Risiko eines vorzeitigen Todes oder einer tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankung zu verringern. Tatsächlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Männer durchschnittlich 300 Minuten pro Woche mäßig intensiv oder 120 Minuten intensiv trainieren müssen, um den maximalen Nutzen aus einem Work-out zu ziehen. Frauen erreichen den gleichen Nutzen nach nur 140 Minuten mäßigen oder 60 Minuten intensiven Trainings. Die Studie liefert auch schon eine mögliche Erklärung dafür, warum das so ist: Aufgrund von Unterschieden in Anatomie und Physiologie können Männer sich stärker auf ihre natürlichen Vorteile wie ein größeres Herz und eine größere Lunge verlassen. Da Frauen auf diese Vorteile verzichten müssen, wird ihrem Körper bei einem Training mehr abverlangt, was bedeutet, dass sie pro Minute viel mehr aus ihren Fitnesseinheiten herausholen. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art von Training es sich handelt, alle Bewegungsformen sind gesund. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht.

Nationaler Fragebogen

Für die Studie verwendeten die Wissenschaftler den National Health Interview Survey. Dabei handelt es sich um einen nationalen Fragebogen, in dem die Amerikaner seit mehr als 20 Jahren angeben, wie sie sich in ihrer Freizeit bewegen. Insgesamt untersuchten die Forschenden die Daten von 412.413 Teilnehmern im Alter zwischen 27 und 61 Jahren. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen betrug 45 zu 55 Prozent. Durch die anschließende Analyse und den Vergleich dieser Daten konnten die Wissenschaftler zu ihren Schlussfolgerungen gelangen. Die Wissenschaftlerin Susan Cheng hat an der Studie mitgearbeitet. „Unsere Erwartung war, dass das Risiko, vorzeitig zu sterben, bei Menschen, die sich mehr bewegen, geringer ist“, erklärt sie. „Allerdings hatten wir nicht erwartet, dass die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern so groß sein würden. Bei Männern, die mehr Sport trieben, sank das Risiko eines vorzeitigen Todes um 19 Prozent, bei Frauen dagegen um 24 Prozent.“ Frauen, die sich mehr bewegten, hatten ein um 36 Prozent geringeres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, während bei Männern, die sich mehr bewegten, das Risiko eines Herzinfarktes um 14 Prozent sank. „Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass selbst kurze intensive Trainingseinheiten von 20 Minuten mehrmals wöchentlich eine große Wirkung haben können.“

Maximum nach fünf Stunden wöchentlich

Aber sogar als Männer anfingen, mehr Sport zu treiben, erzielte der durchschnittliche Mann nie einen so großen Gesundheitsgewinn wie eine Frau. Nach fünf Stunden mäßig intensiver Bewegung pro Woche erreichten die Gesundheitsvorteile von Männern und Frauen ein Maximum: Mehr Bewegung verringerte das Risiko eines vorzeitigen Todes nicht weiter.

Ein ähnliches Muster beobachteten die Wissenschaftler beim Krafttraining. Bei Männern, die dreimal pro Woche Krafttraining machten, war die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Tod um 14 Prozent geringer. Frauen erreichten diesen Vorteil mit nur einer Trainingseinheit pro Woche. Wenn sie ebenfalls dreimal wöchentlich trainierten, war die Verringerung des Sterberisikos doppelt so hoch wie bei den Männern.

Bewegungsempfehlung

Die Wissenschaftlerin Martha Gulati erklärt, warum das Forschungsteam von den Ergebnissen begeistert ist: „Frauen haben historisch und statistisch gesehen immer weniger geleistet als Männer, weil sie allgemein weniger trainieren. Das Schöne an dieser Studie ist, dass wir nun herausgefunden haben, dass Frauen die Vorteile von Fitness viel mehr und viel schneller nutzen können. Wir hoffen, dass dies Frauen dazu motiviert, sich mehr zu bewegen. In der Tat zeigte dieselbe Studie auch, dass sich die große Mehrheit der Teilnehmer nicht annähernd genug bewegte. Nur 33 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer bewegten sich genug, um die allgemeine Bewegungsempfehlung zu erfüllen. Darüber hinaus lassen die meisten Menschen auch das wöchentliche Krafttraining gerade etwas zu oft ausfallen. Die Umfrage ergab, dass 20 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer wöchentlich Krafttraining machen.

Zum Glück gibt es noch Hoffnung für Leute, die sich zwar bemühen, mehr Sport zu treiben, aber einfach nicht dazu kommen. Teammitglied und Co-Wissenschaftler Eric J. Shiroma fasst zusammen: „Mit dieser Studie haben wir gezeigt, dass der Rat, sich mehr zu bewegen, für Frauen um ein Vielfaches relevanter ist. Dennoch ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass selbst ein begrenztes Maß an körperlicher Betätigung allen Menschen - auch den Männern - große gesundheitliche Vorteile bringen kann. Die körperliche Aktivität kann sich mit dem Alter oder dem Gesundheitszustand ändern. Aber was auch immer Sie tun, der Wert von Bewegung ist nicht zu leugnen.“

Studie mit Schwachpunkten

Bei solchen Beobachtungsstudien ist es fast unmöglich, die Kausalität zu beweisen. Es besteht die Gefahr, dass die Ergebnisse verfälscht werden, weil auch der umgekehrte Fall eintritt: Gerade die Menschen, die ein geringeres Sterberisiko haben, trainieren mehr. Um dies auszuschließen, verglichen die Wissenschaftler Menschen mit ähnlichem Gesundheitszustand, Alter und sozioökonomischem Hintergrund. Menschen mit Vorerkrankungen wurden nicht in die Studie aufgenommen.

Trotzdem ist es eine gute Studie, finden belgische Wissenschaftler. Allerdings sehen sie auch Grenzen. Zum Beispiel werden keine Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt. Es ist möglich, dass Frauen, die in ihrer Freizeit viel Sport treiben, auch ein gesünderes Essverhalten haben. Zudem erfasste die Studie nur die Bewegung in der Freizeit, während Menschen sich auch bewegen bei Arbeiten im Haushalt, auf dem Weg zur Arbeit oder am Arbeitsplatz.

Der größte Schwachpunkt der Studie ist, dass man mit Fragebögen körperliche Aktivität gemessen hat. Das ist ein gängiger Ansatz in großangelegten Studien. Aber Fragebögen sind anfällig für Verzerrungen. Befragte geben nicht immer wahrheitsgemäß an, wie viel sie sich bewegen. Auf der Grundlage kleinerer Kontrollen argumentierten die Forschenden jedoch, dass die Fragebögen ausreichend zuverlässig waren.

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