Hoffnungsvolle Nachrichten für Patienten mit Reizdarmsyndrom. Eine neue Studie, an der Wissenschaftler des Universitätsklinikum Lüttich beteiligt waren, konnte zeigen, dass das Allergiemedikament Ebastin auch Symptome des Reizdarmsyndroms bekämpfen kann. Dies eröffnet Möglichkeiten für neue Behandlungen.
Nach Schätzungen ist in Deutschland jeder siebte vom Reizdarmsyndrom betroffen, allerdings gehen Ärzte davon aus, dass es mehr Betroffene gibt, weil die Krankheit schwer zu diagnostizieren ist. Das macht sie zu einer der häufigsten Magen-Darm-Krankheiten, für die es kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt. Bei dieser chronischen Erkrankung leiden die Patienten in der Regel unter Bauchschmerzen und anderen Symptomen wie Blähungen, Völlegefühl und Durchfall oder Verstopfung. Die verfügbaren Behandlungen sind oft enttäuschend und haben nur geringe Auswirkungen auf die Intensität der Schmerzen, so dass die Erkrankung die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Es besteht daher ein großer Bedarf an neuen Medikamenten, die vor allem schmerzlindernd auf den Darm wirken. Bis vor kurzem gab es in diesem Bereich nur wenige Fortschritte, vor allem weil bis vor einigen Jahren unklar war, wie die Bauchbeschwerden genau entstehen.
Deutlich weniger Symptome mit Ebastin
In einer Studie, die vom Universitätsklinikum Lüttich in Zusammenarbeit mit sieben anderen belgischen und niederländischen Krankenhäusern koordiniert wurde, wurden 202 Patienten mit Reizdarmsyndrom zwölf Wochen lang entweder mit einem Placebo oder mit Ebastin, einem bekannten Medikament gegen Heuschnupfen, behandelt. Dabei zeigte sich, dass das Allergiemedikament vielversprechend war: Ein Teil der Patienten, die Ebastin erhielten, hatte nach sechs bis acht Wochen deutlich weniger Symptome. Die Studie, die bis Ende 2022 lief, bietet neue Perspektiven zur Verbesserung der Lebensqualität einer großen Gruppe von Patienten. „Für viele Patienten ist dies ein wichtiger Lichtblick. Es erklärt nicht nur ihre Symptome, sondern diese Ergebnisse bieten auch die Aussicht auf neue und wirksamere Medikamente ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zur Linderung der Beschwerden“, so der Studienleiter Professor Dr. Guy Boeckxstaens, Gastroenterologe am Universitätsklinikum Lüttich. Die Studie wurde mit der Standarddosis Ebastin von 20 Milligramm durchgeführt. Eine Pilotstudie im Jahr 2023 mit einer höheren Dosierung von Ebastin zeigte jedoch noch bessere Ergebnisse. In der Zwischenzeit hat das Forschungsteam eine neue Studie gestartet, um diese Ergebnisse weiter zu untersuchen.
Ähnlichkeit mit allergischen Reaktionen
Im Jahr 2021 entdeckte das Forschungsteam von Professor Boeckxstaens, dass Reizdarm-Patienten Symptome entwickeln, die auf eine lokale Abwehrreaktion des Darms gegen bestimmte Nährstoffe zurückzuführen sind. Mastzellen, eine Art von Entzündungszellen, setzen nach der Aufnahme bestimmter Nährstoffe im Darm den Stoff Histamin frei. Dieses Histamin stimuliert Schmerzrezeptoren und verursacht schließlich die bekannten Symptome. Dieser Mechanismus ähnelt sehr dem, der bei allergischen Reaktionen wie Heuschnupfen abläuft. Patienten könnten von einer Hemmung des Histamins profitieren, wie Wissenschaftler bereits früher festgestellt haben. Wer unter einer Histaminintoleranz leidet oder überempfindlich darauf reagiert, sollte diese Ernährungsempfehlungen lesen. Wie man eine Pollenallergie natürlich lindern kann, lesen Sie hier.
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