Die sinkende Östrogenproduktion in den Wechseljahren erhöht das Risiko für eine Fettleber. Ein normales Körpergewicht und eine zuckerarme Ernährung beugen vor.
Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine unglaublich komplizierte Phase ihres Lebens. Schließlich sind die Rezeptoren für das weibliche Hormon Östrogen über den ganzen Körper verteilt, was bedeutet, dass sich die Symptome überall zeigen können. Eine Erkrankung, die oft lange Zeit unbemerkt bleibt, ist die Fettleber. Sie kann sich entwickeln, weil sich auch die Darmflora durch die Hormonumstellung verändert.
Mehr Verdauungsprobleme durch Hormonabfall
„Unser Körper funktioniert eigentlich am besten, wenn unsere Hormone zwischen Höhe- und Tiefpunkten wechseln. Ein stabiles Hormongleichgewicht mag der Körper überhaupt nicht“, versichert der Endokrinologe Professor Dr. Max Nieuwdorp vom UMC Amsterdam.
Typisch für die Menopause ist natürlich der schnelle und dauerhafte Abfall der weiblichen Hormone. Dies führt unter anderem zu einer anderen Fettverteilung im Körper und zu mehr Gesundheitsrisiken wie einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose. Weniger bekannt ist, dass sich auch die Verdauung durch den Östrogenabfall verändern kann. „So können beispielsweise vermehrt Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Blähungen auftreten. Auch der Stuhlgang kann sich verändern, ebenso wie die Transitzeit, also die Zeit für die Darmpassage.“
Das Mikrobiom wird männlicher
Diese veränderte Darmfunktion steht auch in engem Zusammenhang mit einer veränderten Zusammensetzung der Darmflora, das heißt die Gesamtheit der Millionen von Bakterien, die unseren Dickdarm bevölkern. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Darmmikrobiom bei Frauen nach der Menopause viel weniger vielfältig ist und eine eher „männliche“ Zusammensetzung aufweist, während das Mikrobiom bei Frauen vor der Menopause tendenziell vielfältiger ist. „Dies hängt mit einem höheren Risiko für eine nicht-alkoholische Fettleber (NAFL) bei Frauen zusammen. Das liegt daran, dass bestimmte Darmbakterienstämme selbst Alkohol produzieren und ihr Anteil nach der Menopause zunimmt, was zu einer unbemerkten Fettleber führen kann. In Kombination mit Östrogenmangel scheint dies außerdem die Entzündungen der Fettleber zu fördern. Das erhöht das Risiko, dass sich die Fettleber später zu einer gefährlichen Leberzirrhose entwickelt.“
Zuckerreiche Nahrung
Diese Entdeckung war das Ergebnis einer bemerkenswerten Studie aus dem Jahr 2022. „Untersucht wurde die eigene Alkoholproduktion im Blut sowohl von gesunden Menschen als auch von Menschen mit Fettleber nach dem Essen einer zuckerreichen Mahlzeit.“ Sowohl Menschen mit als ohne Übergewicht erhielten dabei zuckerreiche Nahrung wie Fruktose und Saccharose. Nach zwei Stunden maßen die Forschenden dann, wie viel Alkohol dabei im Blutkreislauf zwischen Leber und Darm und in den peripheren Blutgefäßen gebildet wurde. Bei Personen ohne Fettleber (und mit einer günstigen Darmflora) wurde demnach kaum Ethanol oder Alkohol produziert, während in der Gruppe mit Fettleber eine hohe Alkoholproduktion im Blutkreislauf der Leber beobachtet wurde. In den übrigen Blutgefäßen wurden jedoch nur niedrige Werte festgestellt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der größte Teil des Alkohols sofort von der Leber aufgenommen und dort in Fett umgewandelt wird.
Darmbakterien produzieren Alkohol aus Zucker
„Das deutet darauf hin, dass die Darmflora in Verbindung mit zuckerreichen Lebensmitteln Alkohol produziert und die Leber mit der Zeit unter Druck setzt. Umgerechnet produziert jemand, der mit einer Fettleber zu kämpfen hat, etwa einen halben Liter Whisky pro Tag, während ein gesunder Mensch kaum 1,5 Gläser Pils täglich produziert, und zwar allein aufgrund des Zuckers, den wir essen. Vor allem Fruktose und Saccharose scheinen diesen Mechanismus auszulösen. Das bedeutet auch, dass wir das Risiko einer Fettleber beeinflussen können, indem wir durch gesunde Ernährung und weniger Zucker für ein günstigeres Darmmikrobiom sorgen.“
Gesunde Ernährung und Bewegung beugen vor
Eine amerikanische Studie zu diesem Thema ergab außerdem, dass Frauen, die nicht übergewichtig sind und normale Fett- und Blutzuckerwerte haben, kein erhöhtes Risiko für eine nicht-alkoholische Fettleber haben. „Eine gesunde Lebensweise und regelmäßig Bewegung sollten bei Frauen in den Wechseljahren unbedingt gefördert werden, um einer Leberverfettung präventiv vorzubeugen“, so die Leberspezialistin Professorin Joanna DiStefano.
Wie erkennt man eine Fettleber?
Eine Fettleber verursacht im Frühstadium kaum oder nur vage Symptome, so dass sie oft lange Zeit unerkannt bleibt. Heute kann die Krankheit mit Hilfe eines Fibroscans nachgewiesen werden, einer Art Ultraschalluntersuchung, bei der mit Hilfe von Druckwellen die Steifheit der Leber und mögliche Vernarbungen überprüft werden. Außerdem werden Blutanalysen durchgeführt, um unter anderem die Leberenzymwerte zu bestimmen. Menschen mit Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Insulinresistenz haben ein höheres Risiko, an einer Fettleber zu erkranken.
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