Samstag, 6. Juli 2024

Kuscheln mit Papa beeinflusst die Darmflora von Babys

Enger Kontakt mit Papa und Bezugspersonen beeinflusst die Darmflora von Säuglingen (Foto: pixabay.com)


Und das ist eine gute Nachricht für Kinder, die per Kaiserschnitt geboren wurden. Obwohl eine vaginale Geburt immer noch einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Darmflora eines Kindes hat, stellt sich nun heraus, dass nur die Hälfte der Darmbakterien von der Mutter stammt.

Darmflora hat großen Einfluss auf alle Körperfunktionen

Die Darmflora oder das Darmmikrobiom ist die Gesamtheit von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die in unserem Darm leben. Diese Bakterien sind sehr wichtig für unsere Gesundheit. Sie verdauen zum Beispiel Nahrung, produzieren Vitamine und trainieren unser Immunsystem. Neuere Studien deuten sogar darauf hin, dass die Zusammensetzung der Bakterien im Darm die Entwicklung von Störungen wie ADHS und Autismus beeinflussen kann. Das Verhältnis der Darmflora kann also einen großen Einfluss auf das Leben haben.

Erste Darmflora bei der Geburt

Bei Neugeborenen ist dieses Mikrobiom noch nicht vollständig entwickelt. Die erste größere Besiedelung der Darmflora bei Babys findet während der Geburt statt. Bei einer vaginalen Geburt erhält das Baby einen großen Teil der Bakterien, die sich in der Vagina und im Anus der Mutter befinden. Babys, die per Kaiserschnitt geboren werden, haben daher ein anderes Darmmikrobiom. Ihr Darm enthält nicht nur weniger gesunde Bakterien, sondern auch mehr Mikroorganismen, die häufig in Krankenhäusern vorkommen. Da den Babys oft die guten Bakterien aus dem mütterlich Darmtrakt fehlen, erhöht ein Kaiserschnitt das Risiko für chronische Krankheiten, Asthma und Fettleibigkeit.

Da heute ein Viertel der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt kommt, hat ein internationales Wissenschaftlerteam beschlossen, dass es an der Zeit ist, mehr darüber zu forschen, wie ein gesundes Gleichgewicht der Darmmikroben bei Babys erreicht werden kann.

Zur Hälfte mütterliche Bakterien

Dafür verfolgten die Wissenschaftler die Entwicklung von 73 Säuglingen. Davon wurden 21 per Kaiserschnitt und 52 auf natürlichem Wege geboren. Anschließend analysierten und verglichen sie die Darmbakterien der Babys mit denen ihrer Eltern: nach drei Wochen, nach drei Monaten und nach einem Jahr. Dabei zeigte sich, dass nur die Hälfte der Bakterienstämme im Darm der Babys auf den Darm der Mutter zurückgeführt werden konnte. Die Wissenschaftler vermuteten daher, dass der Rest von anderen Personen stammen muss, die in engem Kontakt mit dem Baby stehen. Bei einigen Bakterien konnten sie die Herkunft auch direkt zum Vater zurückverfolgen, wie zum Beispiel bei Bifidobacterium-longum-Bakterienstämmen.

Bakterien von anderen Kontaktpersonen

„Die Studie bietet einen guten Einblick in die Besiedlung eines Neugeborenen“, sagt der Hauptautor Willem de Vos von der Universität Wageningen und der Universität Helsinki. „Die Rolle des Vaters mag gering sein, aber sie sollte nicht unterschätzt werden.“ Außerdem ist es wahrscheinlich, dass das Gleiche auch für andere Personen gilt, die engen Kontakt mit dem Neugeborenen haben, so der Wissenschaftler. Und das kann viel mehr sein als nur die Eltern, erzählt Kollegin Nicola Segata von der Universität Trient. „Das zeigt, wie wichtig es ist, auch andere mikrobielle Beiträge zu untersuchen, etwa die von Geschwistern und Gleichaltrigen in der Kinderbetreuung.“

Es zeigt auch, wie wichtig körperliche und soziale Interaktionen mit einem Neugeborenen sind, so die Wissenschaftler. Um mehr über den Einfluss des Vaters und der Entbindungsmethode auf das Immunsystem des Kindes zu erfahren, wird das Team die Babys und ihre Eltern in den kommenden Jahren weiter beobachten.

Haut-zu Haut-Kontakt

Auch das Stillen, der Kontakt mit Familienmitgliedern und Haustieren, Antibiotikabehandlungen und andere Faktoren beeinflussen die Darmflora von Neugeborenen. Dies gilt auch für den Haut-zu-Haut-Kontakt mit der Mutter, wie eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie zeigt. Das Darmmikrobiom von Säuglingen, die täglich eine Stunde Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihrer Mutter haben, entwickelt sich anders als das von Säuglingen mit weniger intensivem Kontakt. Das Mikrobiom der Babys, die intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihren Müttern hatten, war weniger stark verändert als das der anderen Babys. Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass die Entwicklung zu einem erwachsenen Mikrobiom bei diesen Säuglingen etwas länger dauerte. Ob diese Unterschiede positiv oder negativ sind, wissen die Forschenden noch nicht.

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