Berberin, ein Inhaltsstoff der Gewöhnlichen Berberitze und anderer Pflanzen, kann als Nahrungsergänzungsmittel gesundheitliche Vorteile bringen und Beschwerden lindern.
Beim Stöbern in medizinischer Fachliteratur stößt man regelmäßig auf das Nahrungsergänzungsmittel Berberin. Die Ergebnisse, die mit diesem Mittel erzielt werden, sind jedes Mal erstaunlich. Es soll bei der Gewichtsabnahme helfen, den Blutzuckerspiegel regulieren und die Herz-Kreislauf-Gesundheit verbessern. Obwohl immer mehr Studien auf die positiven Auswirkungen von Berberin auf unsere Gesundheit hinweisen, ist es in der breiten Öffentlichkeit noch relativ unbekannt. Deshalb untersuchen wir in diesem Artikel, was Berberin genau ist und was es nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft für unsere Gesundheit tun kann.
Bestandteil der TCM und Ayurveda
Berberin ist seit Tausenden von Jahren ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen und ayurvedischen Medizin (1). Wie viele andere Nahrungsergänzungsmittel wird auch Berberin aus Pflanzen gewonnen. Es ist eine natürliche chemische Verbindung, die als Alkaloid bezeichnet wird. Alkaloide sind Wirkstoffe, die von Pflanzen zur Abwehr von Insekten produziert werden, die aber in unserem Körper sehr starke Auswirkungen auf das Nervensystem und andere Körperfunktionen haben können. Bekannte Beispiele für Alkaloide sind Morphin, Nikotin und Koffein. Berberin kommt in den Wurzeln, Blättern, Stängeln und der Rinde von Pflanzen vor, zum Beispiel der Gewöhnlichen Mahonie (Berberis aquifolium), der Gewöhnlichen Berberitze (Berberis vulgaris), der Goldsiegelwurzel (Kanadische Gelbwurz) und im Amur-Korkbaum (2).
Wie wirkt Berberin?
Berberin bietet viele Vorteile, indem es auf wichtige Enzyme in unserem Körper einwirkt, die Energie und Stoffwechsel regulieren. Es wirkt auf Enzyme wie AMPK, PKC und SIRT1, die an Funktionen wie Stoffwechsel, Immunsystem und Entzündungen beteiligt sind. Die wichtigste und am besten erforschte Wirkung des Berberins ist seine Wirkung auf AMPK, die AMP-aktivierte Proteinkinase (3,4). AMPK spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und des Energieniveaus und ist in allen Zellen des Körpers zu finden (5, 6). Berberin beeinflusst auch andere Moleküle in den Zellen und kann sogar beeinflussen, welche Gene an- oder abgeschaltet werden (7, 8). Das könnte erklären, warum Berberin vor vielen chronischen Gesundheitsproblemen schützt.
Welchen gesundheitlichen Nutzen hat Berberin?
Wissenschaftler erforschen Berberin seit mehr als einem Jahrhundert; inzwischen gibt es mehr als 8.000 veröffentlichte Studien dazu. Die meisten dieser Studien wurden in den letzten zehn Jahren durchgeführt. Nachstehend sind die bemerkenswertesten Entdeckungen aufgeführt:
Blutzucker
Zahlreiche Studien zeigen, dass Berberin den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Typ-2-Diabetes deutlich senken kann (9). Es wirkt über mehrere Mechanismen und kann dazu beitragen, die Insulinresistenz zu verringern, den Zuckerabbau in den Zellen zu steigern und die Zuckerproduktion in der Leber zu senken (10, 11). Außerdem verlangsamt es den Abbau von Kohlenhydraten im Darm. In einer Studie reduzierte ein Gramm Berberin pro Tag den Nüchternblutzucker um 20 Prozent und den HbA1c-Wert, der den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten sechs bis acht Wochen angibt, um zwölf Prozent (12). Berberin scheint ebenso wirksam zu sein wie bestimmte Diabetesmedikamente und hat zusätzliche positive Auswirkungen, wenn es mit Änderungen des Lebensstils und anderen Medikamenten kombiniert wird (13, 14). Eine klinische Dreifachblindstudie hat gezeigt, dass eine niedrige Dosis Berberin den Blutzuckerspiegel bei Menschen mit Typ-2-Diabetes senkt, vergleichbar mit Metformin (15). Wissenschaftlern zufolge ist Berberin auch bei Vorstufen von Diabetes wirksam. Berberin senkt bei Prädiabetikern den Blutzucker, verbessert die Stoffwechselparameter und reduziert das Körperfett (16).
Abnehmen
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Berberin auch als Nahrungsergänzungsmittel zur Gewichtsabnahme wirksam sein kann. Berberin scheint das Wachstum von Fettzellen auf molekularer Ebene zu hemmen, was die Gewichtsabnahme fördern kann (17). In einer 12-wöchigen Studie an fettleibigen Personen führte die dreimal tägliche Einnahme von 500 Milligramm Berberin zu einer Gewichtsabnahme von mehr als zwei Kilogramm und einem Verlust von 3,6 Prozent des Körperfetts (18). Berberin scheint braunes Fettgewebe zu aktivieren, was die Fettverbrennung anregt (19). Eine Übersicht von zwölf Studien ergab, dass eine Berberin-Supplementierung nicht nur Entzündungsmarker verringerte, sondern auch zu einer Verringerung von Körpergewicht, BMI und Bauchfett führte (20).
Cholesterin
Eine Übersicht von 16 Studien zeigt, dass Berberin zur Senkung des „schlechten“ LDL-Cholesterins, des Apolipoproteins B und der Triglyceride im Blut beitragen kann (21, 22, 23). Es erhöht auch das „gute“ HDL-Cholesterin. Berberin scheint durch die Hemmung des Enzyms PCSK9 zu wirken, das dafür sorgt, dass mehr LDL-Cholesterin aus dem Blutkreislauf entfernt wird (24). Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Wirkung von Berberin der von cholesterinsenkenden Medikamenten ähnelt. Der große Vorteil ist jedoch, dass Berberin nicht die Nebenwirkungen verursacht, die diese Medikamente häufig haben (25, 26, 27).
PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom)
Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es sich positiv auf die Insulinempfindlichkeit, das Körpergewicht und den Cholesterinspiegel von Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom, allgemein als PCOS abgekürzt, auswirken kann (28, 29, 30, 31, 32). Bei Frauen mit PCOS sind die männlichen Hormone erhöht. PCOS führt somit zu einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt und beim Stoffwechsel, was Unfruchtbarkeit und andere Probleme verursachen kann. PCOS geht häufig mit Insulinresistenz, Diabetes, Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel und Übergewicht einher. Ärzte verschreiben bei PCOS manchmal das Diabetes-Medikament Metformin. Da Berberin ähnliche Wirkungen wie Metformin hat, könnte es eine Option bei PCOS sein.
Nieren
Jüngste Forschungen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass Berberin eine positive Wirkung bei Menschen mit Nierenproblemen haben kann (33). Es wirkt über zwei Mechanismen. Erstens verändert es die Zusammensetzung der Darmbakterien positiv. Zweitens hemmt es die Produktion von schädlichen Substanzen im Darm, die Nierenerkrankungen verschlimmern können.
Aphthen
Eine placebokontrollierte Studie ergab, dass ein Berberin-Gel, das viermal täglich lokal aufgetragen wurde, Schmerzen, Größe, Rötung und Flüssigkeitsabsonderung bei kleinen wiederkehrenden Mundgeschwüren verringerte (34).
Neuroprotektion
Forschungen weisen auf neuroprotektive, also nervenschützende, Eigenschaften von Berberin hin (35). So gibt es Hinweise darauf, dass Berberin bei der Alzheimer-Krankheit, bei zerebraler Ischämie (verminderte Blutzufuhr zum Gehirn) und bei experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis (ein Tiermodell für Multiple Sklerose) eine positive Wirkung haben kann.
Neben den oben genannten Wirkungen, für die es relativ starke Belege gibt, deuten vorläufige Forschungsergebnisse darauf hin, dass Berberin weitere gesundheitliche Vorteile haben könnte. So gibt es Hinweise darauf, dass das Mittel die Symptome von Depressionen (36, 37), das Wachstum von Krebszellen und Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilze verringern kann (38, 39, 40, 41, 42, 43). Es könnte sich auch positiv auf die Fettansammlung in der Leber und auf Herzversagen auswirken (44, 45). Studien haben außerdem gezeigt, dass eine Supplementierung mit Berberin eine leicht blutdrucksenkende Wirkung hat (46, 47, 48, 49, 50). Darüber hinaus hat es starke entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen (51, 52, 53, 54). Berberin scheint diese positiven Auswirkungen zu haben, weil es die Darmflora günstig beeinflusst (55). Es wurde berichtet, dass Mäuse durch die Verabreichung von Berberin 80 Prozent älter werden (56). Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um diese mutmaßlich positiven Auswirkungen auf andere Gesundheitsprobleme endgültig zu belegen.
Berberin verglichen mit Metformin
Berberin und Metformin haben ähnliche Eigenschaften und können beide zur Behandlung von Typ-2-Diabetes beitragen (57). Wer jedoch von seinem Arzt Metformin verschrieben bekommt, sollte Berberin nicht ohne Rücksprache zusätzlich oder als Alternative einnehmen. Der Arzt bestimmt die richtige Menge Metformin auf der Grundlage von Forschungsergebnissen, während die entsprechende Menge bei einem Nahrungsergänzungsmittel nicht bekannt ist. Außerdem kann Berberin die Wirkung von Metformin abschwächen und die Regulierung des Blutzuckerspiegels erschweren (58).
Dosierung und Nebenwirkungen
In vielen Studien wird eine Dosierung zwischen 500 und 1500 Milligramm pro Tag verwendet. Es ist üblich, 500 Milligramm dreimal täglich kurz vor oder während der Mahlzeiten einzunehmen, um den Anstieg des Blutzuckerspiegels und der Blutfette während der Mahlzeiten zu verringern. Berberin kann auch mit einigen Medikamenten wie Ciclosporin (zur Hemmung des Immunsystems), Diabetesmedikamenten, blutdrucksenkenden Mitteln, Blutverdünnern und Beruhigungsmitteln in Wechselwirkung treten (59). Bei der Einnahme von Medikamenten sollte wegen möglicher Wechselwirkungen immer ein Arzt konsultiert werden. Obwohl Berberin im Allgemeinen sicher ist, sind die wichtigesten Nebenwirkungen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung und Blähungen (60, 61). Untersuchungen aus dem Jahr 2018 haben ergeben, dass die Inhaltsstoffe der verschiedenen Berberin-Kapseln stark variieren (62). Dies kann zu Verwirrung in Bezug auf Sicherheit und Dosierung führen. Den Forschenden zufolge deutet ein höherer Preis nicht automatisch auf ein qualitativ hochwertigeres Produkt hin. Die Qualität von Berberin-Nahrungsergänzungen ist also uneinheitlich. Es ist daher sehr wichtig, eine bekannte und zuverlässige Marke zu wählen, die auf Reinheit und Wirkstoff getestet wurde.
Schlusswort
Berberin kann durchaus positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Insbesondere bei Diabetikern scheinen die positiven Auswirkungen auf den Blutzucker überzeugend belegt: Berberin senkt den Blutzuckerspiegel und wirkt der Insulinresistenz entgegen. Selbst bei PCOS-Patientinnen, die häufig erhöhte Blutzuckerwerte haben, scheint Berberin wirksam zu sein. Das macht es zu einer interessanten natürlichen Nahrungsergänzung bei Typ-2-Diabetes und verwandten Erkrankungen. Berberin ist kein Allheilmittel, es ersetzt sicherlich nicht eine gesunde Ernährung und Lebensweise. Betrachten Sie es daher eher als wirksame Unterstützung bei gesundheitlichen Herausforderungen und kombinieren Sie es mit anderen bewährten Strategien für eine bessere Gesundheit.
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