Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Jährlich erkranken mehr als 65.000 Männer in Deutschland an dieser Krankheit. Über die Ursachen tappen Wissenschaftler noch weitgehend im Dunkeln. Jetzt scheint es einen Zusammenhang mit Pestiziden zu geben.
Nicht weniger als 22 Arten von Pestiziden werden in den Vereinigten Staaten immer wieder mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Vier dieser Pestizide stehen auch mit Todesfällen durch diese Krankheit in Verbindung.
300 Pestizide untersucht
Wissenschaftler der Universität Stanford haben das gründlich erforscht. Sie untersuchten fast 300 verschiedene Arten von Pestiziden auf ihren Zusammenhang mit Prostatakrebs. Dabei berücksichtigten sie eine 10- bis 18-jährige Verzögerung zwischen der Pestizidbelastung und der Prostatakrebsdiagnose, da die meisten Arten von Prostatakrebs sehr langsam wachsen.
Die Wissenschaftler verglichen daher die Zahlen zum Pestizideinsatz von 1997 bis 2001 mit den Prostatakrebsfällen zwischen 2011 und 2015. Die Jahre 2002 bis 2006 wurden mit dem Auftreten von Prostatakrebs zwischen 2016 und 2020 verglichen.
Von den 22 Pestiziden, die in direktem Zusammenhang mit Prostatakrebs stehen, wurden drei bereits früher mit dieser Krankheit in Verbindung gebracht. Einer dieser Giftstoffe ist 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure, eines der in den Vereinigten Staaten am häufigsten verwendeten Pestizide, das auch in Deutschland zugelassen ist und in der EU bis mindestens Ende 2030 eingesetzt werden darf. Bei den 19 anderen Substanzen, die bisher nicht mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht wurden, handelt es sich um zehn Herbizide (Unkrautvernichter), mehrere Fungizide (Pilzvernichter) und Insektizide (Insektenvernichter) sowie ein Bodenbegasungsmittel.
Doch krebserregend
Vier Pestizide wurden ebenfalls mit Todesfällen durch Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um drei Herbizide, nämlich Trifluralin, Cloransulam-Methyl und Diflufenzopyr, und ein Insektizid: Thiamethoxam. Nur Trifluralin wird von der US-Umweltbehörde EPA als „möglicherweise krebserregend für den Menschen“ eingestuft, die anderen drei gelten sogar als „wahrscheinlich nicht krebserregend“ oder „erwiesenermaßen nicht krebserregend“. Die oben genannten Stoffe sind in der EU nicht oder nicht mehr zugelassen.
„Diese Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, Umweltfaktoren wie den Einsatz von Pestiziden zu untersuchen, um möglicherweise einige der geografischen Unterschiede in der Prostatakrebshäufigkeit und Prostatakrebssterblichkeit in den Vereinigten Staaten zu erklären“, sagt der Studienleiter Simon John Christoph Soerensen von der Stanford University School of Medicine. „Wenn wir auf diesen Erkenntnissen aufbauen, können wir Risikofaktoren für Prostatakrebs besser identifizieren und die Zahl der betroffenen Männer verringern“, schließt er.
Gefahren von Pestiziden bekannt
Die gesundheitlichen Risiken von Pestiziden sind schon länger bekannt, vor allem die Gefahr für Landwirte, die damit arbeiten sowie für Anwohner. Das umstrittene Glyphosat beispielsweise, das kürzlich in der EU erneut für zehn Jahre zugelassen wurde, wird seit langem mit Parkinson in Verbindung gebracht. Die Krankheit tritt zum Beispiel relativ häufig bei französischen Landwirten auf, die das Gift in ihren Weinbergen verwenden. Parkinson wurde von der französischen Regierung sogar offiziell als eine durch Agrargifte verursachte Krankheit anerkannt. Nach früheren US-Forschungsergebnissen besteht auch ein erhöhtes Krebsrisiko. „In unserer Studie haben wir herausgefunden, dass die Wirkung von landwirtschaftlichen Pestiziden auf einige Krebsarten ähnlich ist wie die Wirkung des Rauchens“, sagte der Wissenschaftler Isain Zapata von der Rocky Vista University in Colorado damals. „Das erhöhte Krebsrisiko durch landwirtschaftlich Pestizide ist offensichtlich umso größer, je näher man an den Gebieten wohnt, in denen sie eingesetzt werden. In bestimmten Regionen mit hoher Produktivität ist das Risiko ganz erheblich“, so Zapata.
Es gibt auch eine Studie, die Pestizide mit Totgeburten in Verbindung bringt. Schwangere, die weniger als einen halben Kilometer von Orten entfernt wohnen, an denen Landwirte in den drei Monaten vor der Schwangerschaft Pestizide wie Organophosphate versprühten, haben wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für eine Totgeburt.
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