Montag, 4. November 2024

Kinder haben nach COVID-19-Erkrankung ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes

Kinder haben nach COVID-19-Erkrankung ein höheres Diabetesrisiko (Foto: pixabay.com)


Nach der COVID-19-Pandemie stellen Wissenschaftler einen besorgniserregenden Trend fest, was die Langzeitfolgen der Krankheit betrifft. Kinder haben nach einer COVID-19-Erkrankung ein erhöhtes Diabetes-Risiko.

 

Eine kürzlich in der Zeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlichte Studie zeigt, dass Kinder im Alter zwischen 10 und 19 Jahren nach einer COVID-19-Infektion ein erhöhtes Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Ein Zusammenhang zwischen COVID-19 und Diabetes bei Erwachsenen war bereits früher festgestellt worden. Für die Studie wurden die Daten von mehr als 300.000 Kindern in Amerika analysiert, bei denen zwischen 2020 und 2022 eine COVID-19 Infektion diagnostiziert wurde, sowie von über 300.000 weiteren Kindern, die sich mit anderen Atemwegsinfektionen wie Grippe infiziert hatten. Die Ergebnisse der Studie sind verblüffend: Kinder, die an COVID-19 erkrankten, hatten ein deutlich höheres Risiko, innerhalb von sechs Monaten nach der Infektion an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Dieses Risiko war um etwa 55 Prozent höher als bei Kindern, die an anderen Atemwegsinfektionen gelitten hatten.

Bei übergewichtigen oder fettleibigen Kindern war das Risiko sogar noch höher. In dieser Gruppe war das Diabetesrisiko nach einer COVID-19-Infektion im Vergleich zu anderen Atemwegsinfektionen doppelt so hoch. Kinder, die nach ihrer Infektion ins Krankenhaus mussten, hatten ebenfalls ein besonders hohes Risiko. In dieser Gruppe war das Risiko, an Diabetes zu erkranken, dreimal so hoch wie bei Kindern, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Ursache noch nicht bekannt

Die Frage, warum COVID-19 das Diabetesrisiko erhöht, bleibt weitgehend unbeantwortet. Es gibt mehrere Hypothesen. Eine davon ist, dass die Infektion möglicherweise die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse schädigt, was zu einer verminderten Fähigkeit führt, den Zucker im Blut zu regulieren. Eine andere Möglichkeit ist, dass COVID-19 bei einigen Kindern eine Autoimmunreaktion auslöst, so dass der Körper sich selbst angreift und Diabetes verursacht. Obwohl dies noch weiter untersucht werden muss, gibt es Hinweise darauf, dass Virusinfektionen im Allgemeinen eine Rolle bei der Entwicklung von Diabetes spielen können.

Grenzen der Studie

Die Studie weist jedoch auch einige wichtige Einschränkungen auf, die die Interpretation der Ergebnisse beeinträchtigen können. Erstens handelt es sich um eine retrospektive Kohortenstudie, das heißt, die Wissenschaftler haben auf vorhandene medizinische Daten zurückgegriffen, anstatt ein kontrolliertes Experiment durchzuführen. Dies macht es schwierig, kausale Zusammenhänge zwischen COVID-19 und Typ-2-Diabetes bei Kindern herzustellen. Andere nicht gemessene Faktoren wie der sozioökonomische Status, eine genetische Veranlagung oder der Zugang zur Gesundheitsversorgung könnten die Ergebnisse ebenfalls beeinflusst haben. Außerdem wurden Variablen wie Impfstatus und BMI-Verläufe in den verwendeten elektronischen Krankenakten möglicherweise nicht konsequent erfasst, was die Genauigkeit der Analysen einschränken könnte.

Eine weitere Einschränkung ist die mögliche Unterdiagnose oder Fehldiagnose von Typ-2-Diabetes, insbesondere in der Zeit unmittelbar nach der COVID-10-Infektion. Einige Kinder, bei denen während der Infektion eine Diabetesdiagnose gestellt wurde, hatten möglicherweise bereits vor der COVID-19-Infektion einen unentdeckten Diabetes. Obwohl die Wissenschaftler versucht haben, diese Verzerrung durch den Ausschluss von Patienten, bei denen die Diagnose kurz nach der Infektion gestellt wurde, abzuschwächen, kann dies die Ergebnisse dennoch beeinflussen.

Mehr über Typ-2-Diabetes

Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, bei der der Körper nicht in der Lage ist, Glukose (Zucker) aus dem Blut richtig aufzunehmen und zu verwerten. Dies liegt daran, dass die Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren, das Hormon, das dafür sorgt, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangt. Dieser Zustand wird auch als Insulinresistenz bezeichnet. Anfangs stellt der Körper oft mehr Insulin her, um dies auszugleichen, aber mit der Zeit kann die Bauchspeicheldrüse erschöpft sein und weniger Insulin produzieren. Dies kann schwerwiegende gesundheitlich Folgen haben, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenprobleme. Obwohl die Krankheit traditionell eher bei Erwachsenen auftritt, nimmt die Zahl der Diagnosen bei Kindern seit Jahren zu, und COVID-19 scheint diesen Trend zu beschleunigen.

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