Samstag, 7. Dezember 2024

Darum beugt der Haustierkontakt bei Kindern Allergien vor

Der Kontakt mit Tieren beugt bei Kindern Allergien vor (Foto:pixabay.com)


Kinder, die auf einem Bauernhof oder mit Haustieren aufwachsen, scheinen seltener Allergien zu entwickeln. Wie genau das funktioniert, hat ein schwedisches Forscherteam herausgefunden, indem es die Entwicklung von Darmbakterien bei Babys untersuchte.

 

Wer mit viel Kontakt zu Tieren aufwächst, etwa auf einem Bauernhof oder in einem Haushalt mit Haustieren, leidet seltener an Allergien wie Asthma und Ekzemen. Dieser sogenannte „Bauernhof-Effekt“ ist schon seit einiger Zeit bekannt, aber die genauen Mechanismen bleiben ein Rätsel. In der neuen Studie der Universität Göteborg wurde untersucht, welche Rolle die Darmflora bei der Entstehung dieser Allergien spielt.

 

Im Rahmen der Studie wurden 65 Säuglinge aus Südwestschweden beobachtet, von denen 28 auf Bauernhöfen und 40 mit Haustieren lebten. In den ersten 18 Monaten ihres Lebens nahmen die Forschenden Stuhlproben und analysierten, welche Bakterienarten vorhanden waren. Später untersuchten sie, ob die Kinder im Alter von drei und acht Jahren Allergien entwickelt hatten.

Viel mehr gute Bakterien

Die Ergebnisse waren auffallend. Kinder, die auf Bauernhöfen wohnten, hatten einen viel höheren Anteil anaerober Bakterien (Bakterien, die ohne Sauerstoff leben) im Darm. Die Wissenschaftler sahen auch Vorteile in Haushalten mit Haustieren. In einem Haushalt mit Hund oder Katze entwickelten Babys eher eine gesunde Darmflora. Die Wissenschaftler beobachteten eine Zunahme nützlicher Bakterien wie Bifidobakterien, Bacteroides und Lactobacillen fest. Anaerobe Bakterien spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer gesunden Darmflora und stärken das Immunsystem. So helfen sie dem Körper, zwischen „Freund“ und „Feind“ zu unterscheiden, was die Wahrscheinlichkeit einer Überreaktion - eine Allergie - verringert. Bei Kindern ohne diese Bakterien entwickelten sich häufiger Allergien.

Bauernhof gegenüber Stadt: ein früher Vorsprung

Bei den Bauernhofkindern stellten die Wissenschaftler fest, dass die Darmflora bereits in den ersten Monaten differenzierter war. Dies äußerte sich unter anderem durch ein geringeres Vorhandensein von Escherichia coli, einem Bakterium, das in einer weniger komplexen Darmflora gedeiht. Außerdem hatten Bauernhofkinder weniger oft Clostridioides difficile, ein Bakterium, das häufig mit einem schwer zu regulierenden Immunsystem in Verbindung gebracht wird. Interessanterweise zeigten sich diese Unterschiede bereits in der ersten Woche nach der Geburt. Dies deutet darauf hin, dass der Kontakt mit der mikrobiellen Umgebung in landwirtschaftlichen Betrieben von Anfang an eine Rolle spielt. Und obwohl der Effekt weniger ausgeprägt war als bei Bauernhofkindern, zeigen die Ergebnisse, dass auch der Kontakt mit Haustieren einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit haben kann.

Was bedeutet das für die Vorbeugung von Allergien?

Der Zusammenhang zwischen Darmflora und Allergien ist vielversprechend, aber komplex. Die Studie ergab, dass Säuglinge mit einem höheren Anteil anaerober Bakterien in den ersten Lebenswochen seltener Allergien entwickeln. Umgekehrt wurde bei Kindern mit einem höheren Anteil an Clostridioides difficile ein erhöhtes Risiko festgestellt. Dies wirft die Frage auf: Können wir die Darmflora von Babys gezielt beeinflussen, um Allergien zu verhindern? Obwohl Probiotika und andere Maßnahmen vielversprechend sind, warnen die Wissenschaftler, dass dieses Feld noch in den Kinderschuhen steckt. Die Wissenschaftler betonen, dass weitere Studien erforderlich sind, um ihre Auswirkungen zu untersuchen.

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