Wissenschaftler haben eine Behandlung entwickelt, die die Insulinproduktion wiederherstellen kann: ein Durchbruch im Kampf gegen Diabetes.
Diabetes ist weltweit ein wachsendes Problem. Diabetesverbände sprechen sogar von einer echten Krise. So zeigte eine aktuelle Studie, dass die Zahl der Erwachsenen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 weltweit mehr als 800 Millionen übersteigt, mehr als viermal so viele wie noch 1990. Doch jetzt gibt es Hoffnung für all diese Betroffenen. Seit mehr als 15 Jahren sind Forschende unermüdlich auf der Suche nach einer Behandlung, die diese unheilbare Krankheit heilen kann. Und jetzt berichten sie über vielversprechende Neuigkeiten.
Wie entsteht Diabetes?
Diabetes entsteht, wenn der Körper nicht genügend Insulin produziert oder wenn die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Insulin ist ein Hormon, das von den Betazellen in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Es gibt zwei Haupttypen von Diabetes. Bei Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie, so dass der Körper kein Insulin mehr produzieren kann. Dieser Typ tritt meist in jungen Jahren auf. Bei Typ-2-Diabetes produziert der Körper zwar noch Insulin, aber die Zellen reagieren weniger empfindlich auf das Hormon und es kommt zur Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse versucht dies zunächst auszugleichen, indem sie mehr Insulin produziert, aber schließlich kann sie nicht mehr genug Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten. In beiden Fällen führt dies zu einem zu hohen Blutzuckerspiegel, der langfristig Organe und Gewebe wie Augen, Nieren und Nerven schädigen kann.
In Deutschland leben laut Angaben der Deutschen Diabeteshilfe aktuell etwa elf Millionen Menschen mit Diabetes, davon sind 8,7 Millionen Typ-2-Diabetiker. Darüber hinaus leiden 20 Prozent der Erwachsenen an Prädiabetes, einer Vorstufe des Diabetes.
2015 entdeckten Forschende, dass ein Harman-Alkaloid namens Harmin die Regeneration von Betazellen unterstützen kann. Harmin gehört zu einer Gruppe von Substanzen, die DYRK1A-Hemmer genannt werden. Harmin kommt zum Beispiel in der Steppenraute oder der Passionsblume vor. In geringen Mengen wirkt Harmin beim Menschen euphorisierend, in größeren Mengen führt die Substanz zu Rauschzuständen.
2019 und 2020 entdeckten die Wissenschaftler, dass diese DYRK1A-Hemmer mit anderen Substanzen wie GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid und Exenatid zusammenwirken können, um die Betazellregeneration zu stärken. Im Juli 2024 zeigten sie, dass Harmin allein die Masse der Betazellen um 300 Prozent erhöhen kann, zusammen mit einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten sogar um 700 Prozent.
Alphazellen könnten der Schlüssel sein
Eine drängende Frage ist jedoch, wie genau Harmin die Betazellen zur Regeneration bringt. Und genau das haben die Forschenden in der neuen Studie untersucht. Das Team entdeckte, dass die neuen Betazellen möglicherweise aus einer überraschenden Quelle stammen: Alphazellen, eine andere Art von Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Da Alphazellen bei Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes in großen Mengen vorhanden sind, könnten sie der Schlüssel zur Wiederherstellung der Betazellen bei Menschen mit einer der beiden Formen von Diabetes sein.
Alphazellen können in Betazellen umgewandelt werden
Kurzum, die Wissenschaftler haben bahnbrechende neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie regenerative Medikamente für Betazellen funktionieren. Und die Entdeckung, dass Alphazellen in der Bauchspeicheldrüse in Betazellen umgewandelt werden können, bietet neue Hoffnung für Patienten mit Diabetes Typ 1 und Typ 2. „Dies ist eine spannende Entdeckung, die zeigt, dass Medikamente aus der Harmin-Familie in der Lage sein könnten, die Umwandlung von Zellen in den menschlichen Langerhans-Inseln (kleine Zellgruppen in der Bauchspeicheldrüse, die wichtige Hormone, einschließlich Insulin, produzieren) anzuregen“, schlussfolgert Wissenschaftlerin Esra Karakose. „Das würde bedeuten, dass Menschen mit allen Formen von Diabetes ein großes „Reservoir“ an zukünftigen Betazellen haben, die darauf warten, durch Medikamente wie Harmin aktiviert zu werden.“
Dann müssten Patienten nicht mehr täglich Insulin spritzen. Wenn dieser Ansatz weiterentwickelt wird, könnten bezahlbare Behandlungsmöglichkeiten für Millionen von Diabetikern weltweit in greifbare Nähe rücken. „Eine einfache Tablette, vielleicht in Kombination mit einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid, könnte für alle Menschen mit Diabetes zugänglich werden“, schließt Co-Autor Andrew Stewart.
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