Mittwoch, 11. Dezember 2024

Nicht Senioren, sondern Jüngere vertragen extreme Hitze schlecht

Jüngere vertragen extreme Hitze schlechter als Senioren (Foto: pixabay.com)


Nicht weniger als 75 Prozent der hitzebedingten Todesfälle betreffen Menschen unter 35 Jahren, also genau die Gruppe, von der man erwarten würde, dass sie die Hitze am besten verträgt.

 

Die Erde erwärmt sich derzeit in rasantem Tempo. Viele Studien deuten darauf hin, dass ältere Menschen am empfindlichsten auf extreme Hitze reagieren und daher ein höheres Risiko eines vorzeitigen Todes haben. Doch eine neue Sudie widerlegt diese Annahme. „Wir gehen davon aus, dass mit der weiteren Klimaerwärmung die Zahl der hitzebedingten Todesfälle zunehmen wird und dass gerade junge Menschen davon am stärksten betroffen sein werden“, so der Mitautor der Studie, Daniel Bressler.

Die Studie

Die Wissenschaftler führten die Studie in Mexiko durch. Sie wählten dieses Land, weil Mexiko detaillierte Daten sowohl über die Sterblichkeit als auch über die täglichen Temperaturen sammelt. Sie verknüpften die Übersterblichkeit - die Zahl der Todesfälle über dem Durchschnitt - mit den Temperaturen auf der sogenannten „Wet-Bulb-Skala“, die die kombinierten Auswirkungen von Hitze und Luftfeuchtigkeit misst.

Überraschende Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass 75 Prozent der hitzebedingten Todesfälle bei Menschen unter 35 Jahren auftreten, insbesondere bei den 18- bis 35-Jährigen, also genau der Gruppe, von der man annehmen würde, dass sie am hitzeresistentesten ist. „Das ist eine Überraschung“, sagt Mitautor Jeffrey Shrader. „Diese Gruppe ist die körperlich stärkste in der Bevölkerung. Ich würde gerne wissen, warum das so ist.“

Die Wissenschaftler vermuten, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen könnten. So arbeiten junge Erwachsene häufiger im Freien, zum Beispiel in der Landwirtschaft, und sind daher stärker von Austrocknung und Hitzschlag bedroht. Dies gilt auch für Fabrikarbeit in ungekühlten Räumen. Kurzum, es sind oft die Jüngeren, die die härteste Arbeit mit unflexiblen Arbeitszeiten verrichten. Außerdem betreiben junge Erwachsene häufiger intensive Sportarten im Freien. Eine frühere Studie mexikanischer Wissenschaftler zeigte, dass bei berufstätigen Männern extreme Witterungsbedingungen häufiger als Todesursache genannt wurden als bei anderen Gruppen.

Kinder sind hitzeempfindlich

Die Anfälligkeit von Säuglingen und Kleinkindern ist weniger überraschend. Es ist nämlich bereits bekannt, dass ihr Körper Wärme schnell aufnimmt und sie noch nicht gut in der Lage sind, sich durch Schwitzen abzukühlen. Außerdem ist ihr Immunsystem noch nicht voll entwickelt, so dass sie anfälliger für Krankheiten sind, die bei feuchter Hitze häufiger auftreten, wie zum Beispiel durch Insekten übertragene Krankheiten und Durchfallerkrankungen.

Wet-Bulb-Temperatur oder Feuchttemperatur

Die Feuchttemperaturen werden häufig in „Gefühlstemperatur“-Indizes umgerechnet, die von der Hitze und der Luftfeuchtigkeit abhängen. Die Studie zeigt, dass Feuchttemperaturen um 13 Grad Celsius für junge Menschen am besten sind und das Sterberisiko am geringsten ist. Frühere Studien legen nahe, dass Arbeiter erst bei Feuchttemperaturen von etwa 27 Grad Celsius, abhängig von der Luftfeuchtigkeit, Probleme haben. Die neue Studie ergab jedoch, dass die meisten Todesfälle bei Feuchttemperaturen von nur 23 oder 24 Grad Celsius eintraten. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass diese Temperaturen viel häufiger auftreten und mehr Menschen gefährlichen Bedingungen ausgesetzt sind.

Milde Kälte für Senioren gefährlicher

Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass ältere Menschen nicht hauptsächlich an Hitze, sondern eher an milder Kälte starben. Mexiko ist zwar tropisch und subtropisch, hat aber auch viele andere Klimazonen, darunter hoch gelegene Gebiete, in denen es recht kühl sein kann. Ältere Menschen haben oft eine niedrigere Körperkerntemperatur und reagieren daher empfindlicher auf Kälte. Dies kann dazu führen, dass sie sich häufiger in geschlossenen Räumen aufhalten, wo sich Infektionskrankheiten leichter verbreiten. Obwohl den Gefahren der globalen Erwärmung viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, haben umfangreiche Untersuchungen gezeigt, dass Kälte - und nicht Hitze - die Hauptursache für temperaturbedingte Todesfälle weltweit ist. Allerdings hat die Zahl der hitzebedingten Todesfälle seit dem Jahr 2000 zugenommen, und dieser Trend scheint sich fortzusetzen.

Weltweite Auswirkungen

Den Wissenschaftlern zufolge hat die neue Studie globale Auswirkungen. Mexiko ist ein Land mit mittlerem Einkommen, in dem der Prozentsatz der Bevölkerung unter 35 Jahren durchschnittlich ist und etwa 15 Prozent der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft arbeiten. Im Gegensatz dazu haben viele ärmere, heiße Länder, vor allem in Afrika und Asien, eine viel jüngere Bevölkerung, die zu einem viel höheren Prozentsatz körperlich arbeitet Wenn Mexiko ein Indikator dafür ist, könnte die hitzebedingte Sterblichkeit in diesen Ländern also massiv sein. So hat eine Studie im vergangenen Jahr gezeigt, dass die Landwirte in vielen armen Ländern bereits unter immer drückenderer Hitze und Feuchtigkeit arbeiten.

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Dringlichkeit spezifischer Schutzmaßnahmen für gefährdete Gruppen, insbesondere für Jugendliche und Kinder, in Ländern, die bereits unter extremer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit leiden. Darüber hinaus hat die Studie nicht nur Auswirkungen auf Mexiko, sondern liefert auch wichtige Erkenntnisse für andere Länder, insbesondere in wärmeren und ärmeren Regionen, in denen die hitzebedingte Sterblichkeit eine größere Herausforderung darstellen könnte. Das Team versucht nun, die Ergebnisse zu untermauern, indem es die Studie auf andere Länder wie die Vereinigten Staaten und Brasilien ausweitet.

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