Dienstag, 28. Januar 2025

Verstecktes Muskelfett schlecht fürs Herz

Ein hoher Fettanteil in den Muskeln schadet der Gesundheit (Foto: pixabay.com)


Bei verstecktem Fett denkt man vor allem an Bauch, Po und Hüfte, aber es hat sich herausgestellt, dass es auch versteckt in den Muskeln sitzt. Und unabhängig vom Körpergewicht ist das sehr schlecht für die Gesundheit.

 

Menschen mit viel Fettgewebe in den Muskeln haben nämlich ein höheres Risiko für Herzinfarkt oder Herzversagen. Diese Form von Fett, auch „intermuskuläres Fett“ genannt, ist bei Rindfleischliebhabern sehr beliebt. Das (Muskel-)Fleisch mit einer Maserung aus winzigen Fettstreifen wird auch als Marmorierung bezeichnet. Über seine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit ist jedoch wenig bekannt.

BMI ist ein ungenaues Maß

Die Harvard-Professorin Viviany Taqueti erklärt, dass die derzeitigen Methoden zur Messung der Fettleibigkeit bei weitem kein genaues Bild vom Risiko einer Person für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermitteln. „Fettleibigkeit stellt weltweit eine der größten Bedrohungen für die kardiovaskuläre Gesundheit dar“, erklärt Taqueti. „Der BMI ist jedoch ein umstrittenes und fehlerhaftes Maß. Vor allem bei Frauen kann man sich nicht auf ihn verlassen, da höhere BMI-Werte bei Frauen oft mit weniger schädlichen Fettarten verbunden sind.“

Intermuskuläres Fett als neuer Risikofaktor

Intermuskuläres Fett findet sich in den meisten Muskeln des Körpers, aber die Menge ist individuell sehr unterschiedlich. Die Studie der Harvard Medical School untersuchte, wie sich diese Art von Fett auf die kleinen Blutgefäße des Herzens - die sogenannte Mikrozirkulation - auswirkt und wie sie zum Risiko von Herzversagen, Herzinfarkt und Tod beiträgt.

Das Team untersuchte 669 Patienten mit Symptomen wie Brustschmerzen oder Atemproblemen. Keiner von ihnen hatte verstopfte Herzkranzgefäße. Die Teilnehmer waren zum Zeitpunkt der Studie im Durchschnitt 63 Jahre alt, 70 Prozent waren Frauen und 46 Prozent gehörten einer nicht-weißen Bevölkerung an.

Bestimmung des Muskelfettanteils

Alle Teilnehmer unterzogen sich einem PET/CT-Scan, um die Herzfunktion zu beurteilen und ihre Körperzusammensetzung zu analysieren. Die Wissenschaftler maßen die Menge an Fett und Muskeln im Rumpf und bestimmten dann den Muskelfettanteil, indem sie die Menge an intermuskulärem Fett durch das gesamte Muskel- und Fettgewebe dividierten. Die Wissenschaftler bezeichnen diesen Prozentsatz als „Muskelfettanteil“. Die Patienten wurden im Durchschnitt sechs Jahre lang beobachtet, und während dieser Zeit verfolgten die Wissenschaftler sorgfältig, wer starb oder wegen Herzversagens oder Herzinfarktes ins Krankenhaus musste.

Erhöhter Fettanteil in den Muskeln

Die Studie ergab, dass Menschen mit einem höheren Fettanteil in der Muskulatur eher an einer Schädigung der kleinen Blutgefäße des Herzens leiden, einer sogenannten koronaren mikrovaskulären Dysfunktion (CMD). Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Blutgefäße, bei der das Herz nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Außerdem war das Risiko für Tod oder eine schwere Herzerkrankung in dieser Gruppe deutlich höher. Für jedes Prozent, um das der Muskelfettanteil zunahm, stieg das Risiko einer CMD um zwei Prozent, während das Risiko einer schweren Herzerkrankung um bis zu sieben Prozent anstieg.

„Fett im Muskel ist viel schädlicher als Fett unter der Haut“, erklärt Taqueti. „Intermuskuläres Fett trägt zu Entzündungen und einem gestörten Zuckerstoffwechsel bei, was zu Insulinresistenz und metabolischem Syndrom führen kann. Diese Prozesse können die Blutgefäße und den Herzmuskel schädigen.“ Interessanterweise wurde festgestellt, dass Menschen mit mehr Muskelmasse seltener davon betroffen sind. Auch Fettansammlungen unter der Haut scheinen das Risiko für diese Erkrankungen nicht zu erhöhen.

Neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten

Die Erkenntnisse ermöglichen es, Risikogruppen auf neue Weise zu finden und gegebenenfalls einzugreifen. Dennoch bleiben einige wichtige Fragen bis heute unbeantwortet. „Wir wissen noch nicht, wie wir das Risiko bei Menschen mit Fett in den Muskeln verringern können. So ist beispielsweise unklar, wie sich neue Therapien zur Gewichtsabnahme auf das Muskelfett, das Fett in anderen Körperteilen, das Muskelgewebe und den Zustand von Herz und Blutgefäßen auswirken. Die Wissenschaftler untersuchen derzeit, wie Behandlungen auf der Grundlage von Ernährung, Bewegung und Medikamenten zu einem gesünderen Körper und einem geringeren Risiko für metabolische Herzkrankheiten beitragen können.

Mehr Faktoren müssen untersucht werden

In einem begleitenden Leitartikel erklärt Dr. Ranil de Silva vom Imperial College London: „Diese Studie zeigt, dass die Qualität und Quantität der Skelettmuskulatur unabhängig vom BMI eine Rolle bei der Entstehung von Herzerkrankungen spielt.“ Die Studie bietet wertvolle Einblicke, aber es sind weitere Daten zu Faktoren wie Entzündungsmarkern, Insulinresistenz und Muskelphysiologie erforderlich. „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis der Rolle von Fett und Muskelphysiologie. „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis der Rolle von Fett und Muskelqualität bei Herzkrankheiten. Die künftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, bessere Wege zu finden, um Menschen mit hohem Risiko zu identifizieren und gezielt zu behandeln.“

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